forum Situation in der Westsahara

Einführung in das Thema

Kurzzusammenfassung

Seit der Unabhängigkeit von Spanien kommt es in der Westsahara zu Konflikten über die Zugehörigkeit des Gebiets. Während Marokko das Gebiet als sein Staatsgebiet ansieht, gibt es die Bewegung Frente Polisario, die für die Selbstbestimmung des Gebiets in der Demokratischen Arabischen Republik Sahara einsteht. Die Vereinten Nationen versuchen seit 1988, ein Referendum in der Bevölkerung durchzuführen; zur Vorbereitung dieser Abstimmung gibt es dort auch eine UN-Mission, die MINURSO. Dieser “erkaltete” Konflikt, inzwischen ohne viel Waffengewalt, bleibt ungelöst. Das hat starke Auswirkungen auf die dort lebende Bevölkerung: Die humanitäre Lage ist angespannt, insbesondere die Ernährungssicherheit. Es kommt immer wieder zu Menschenrechtsverletzungen. Außerdem hat die Lage Auswirkungen auf die Zusammenarbeit afrikanischer Staaten: Während der Großteil der Afrikanischen Union die Unabhängigkeitsbestrebungen der Republik Sahara unterstützt, stehen die Staaten der Arabischen Liga auf der Seite Marokkos. Die gemeinsame Lösungsfindung ist somit auch in Bezug auf andere Politikfelder so lange erschwert, wie der Konflikt ungelöst bleibt. Die Regionalkommission für Afrika soll zweigeteilt diskutieren: Wie der politische Konflikt um Unabhängigkeit gelöst, aber auch wie die Lage der Menschen in den Gebieten verbessert werden kann.

 

Punkte zur Diskussion

  • Welche Variante der Konfliktbeilegung ist zu bevorzugen: Eine autonome Region Westsahara in einem marokkanischen Staat oder ein unabhängiger Staaten SADR? Oder sollte die Bevölkerung dies entscheiden? 
  • Wenn ein Referendum weiterhin durchgeführt werden soll: Wer sollte an dem Referendum beteiligt sein? Nur die aktuellen Einwohner*innen des westsaharischen Gebietes? Was ist mit den Menschen, die in den algerischen Flüchtlingscamps leben? Und wie wird mit den Neuansiedlungen der letzten Jahre umgegangen?
  • Solange ungeklärt ist, wem das Gebiet gehört: Sollten Ressourcen weiterhin abgebaut werden dürfen und Neuansiedlungen durchgeführt?
  • Welche Maßnahmen müssen getroffen werden, um die regionalen Folgen des Konfliktes, insbesondere ein Erstarken von Menschen- und Drogenhandel, zu verringern? 
  • Wie kann die Situation der Bevölkerung sowohl in der Westsahara als auch in Flüchtlingscamps, insbesondere nahe der Stadt Tindouf in Algerien, verbessert werden? Wie kann Ernährungssicherheit hergestellt und humanitäre Hilfe erleichtert werden? Welche Maßnahmen sind gegen die Menschenrechtsverletzungen zu unternehmen?
  • Wie soll das UN-Engagement in Zukunft aussehen? Welche Rolle soll der persönliche Gesandte des UN-Generalsekretärs spielen? Sollte die Mission MINURSO weiter durchgeführt werden? Was muss getan werden, damit sie ihr Ziel, die Durchführung eines Referendums, besser umsetzen kann? Muss die Mission vielleicht bezüglich ihrer Ziele reformiert werden?

 

Hintergrund und Grundsätzliches

Das Gebiet der Westsahara an der Atlantikküste Nordwestafrikas wird von der transnationalen Zivilgesellschaft als “letzte Kolonie Afrikas” bezeichnet. Anlass für diese Bezeichnung gibt die Tatsache, dass die ehemalige spanische Kolonie heute von Marokko beansprucht wird und der Gebietsstatus weiterhin ungeklärt ist. Das Gebiet der Westsahara war seit der sogenannten “Kongokonferenz”, die 1884-1885 in Berlin stattfand, eine spanische Kolonie. Ab 1965 forderten die Vereinten Nationen Spanien in mehreren Resolutionen dazu auf, die Westsahara zu dekolonisieren. Die 1973 gegründete sahrauische Befreiungsfront „Frente Polisario“ hat das Ziel, auf dem Gebiet der Westsahara einen unabhängigen Staat, die Demokratische Arabische Republik Sahara (SADR, von englisch: Sahrawi Arab Democratic Republic), zu errichten. Dabei beruft sie sich auf das Selbstbestimmungsrecht der Völker, wonach jedes Volk die Freiheit hat, einen eigenen Nationalstaat zu gründen oder sich im freien Willen einem bestehenden Staat anzuschließen. 

Die darauf folgende historische Entwicklung ist hier kurz zusammengefasst: 

1975: die Vereinten Nationen einigen sich darauf, dem Willen der sahrauischen Bevölkerung auf Selbstbestimmung zu entsprechen. Der Beschluss der Vereinten Nationen sieht vor, dass die Frente Polisario unterstützt und die Westsahara unabhängig wird. Marokko erkannte die Beschlüsse der Vereinten Nationen jedoch nicht an und versuchte, die ehemalige spanische Kolonie zu besetzen. Im selben Jahr zog sich die Kolonialmacht Spanien aus der Westsahara zurück, was es dem marokkanischen und dem mauretanischen Militär ermöglichte, die Westsahara zu besetzen: Marokko beanspruchte den Norden, Mauretanien den Süden. Dadurch konnte der Beschluss der Vereinten Nationen nicht umgesetzt werden. 

1976: Die sahrauische Befreiungsfront ruft die Demokratische Arabische Republik Sahara aus, die heute von 50 Staaten international anerkannt ist. 

1979: Mit mehreren Überfällen gegen marokkanisch und mauretanisch besetzte Gebiete erlangt die sahrauische Befreiungsfront bis zu diesem Jahr große Gebietszugewinne. Mauretanien scheidet aus dem Konflikt aus und verspricht, die Gebiete zurückzugeben. Mit einer großflächigen Militäroffensive gelingt Marokko im Anschluss die Rückeroberung großer Gebiete, darunter die ehemaligen Gebiete Mauretaniens. 

ab 1980: Marokko beginnt, einen mit Landminen gesicherten Grenzwall zu errichten, der die sogenannte „freie Zone“ von den von Marokko besetzten Gebieten abtrennt. 

1984: Die neu gegründete SADR wird in die Afrikanische Union aufgenommen. Als Reaktion darauf tritt Marokko aus der Afrikanischen Union aus, da es die Westsahara weiterhin als marokkanisches Staatsgebiet betrachtet. 

Große Teile des Volkes der Sahraui flohen während des Krieges in die erkämpften und freien Zonen innerhalb der Westsahara, nach Europa, vor allem Spanien, und in die Provinz Tindouf in Algerien nahe der Grenze zu Mauretanien, Westsahara und Marokko. Ein Waffenstillstand konnte im Jahr 1991 erreicht werden. Das Waffenstillstandsabkommen beinhaltete eine Mission der Vereinten Nationen, die MINURSO. Ihr Ziel war - und ist bis heute -, ein Selbstbestimmungsreferendum durchzuführen, welches den Status der Westsahara klärt. 

Doch Streitigkeiten verhindern die Durchführung. 2003 beschloss der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen den Baker-Plan. Dieser sah vor, eine neue Volkszählung durchzuführen, einen sogenannten Zensus. Die Polisario-Front stimmte zu, während Marokko ablehnte und erklärte, dass es die Option, die Westsahara als unabhängig anzuerkennen, ausschließe. 

Im Folgenden soll ein kurzer Überblick über die in diesen Konflikt eingebundenen Akteure und Institutionen sowie ihre jeweilige Positionierung innerhalb des Konfliktes gegeben werden:

  • Die Afrikanische Union erkennt die Demokratische Arabische Republik Sahara als Staat an. Die DAR Sahara ist wie Marokko Mitgliedstaat der Afrikanischen Union.
  • Die Arabische Liga steht fast in ihrer Gesamtheit hinter Marokko. Algerien bildet hier eine Ausnahme, das historisch immer auf Seite der DAR Sahara stand und immer noch steht.
  • Die Vereinten Nationen fordern, das Referendum endlich durchzuführen, um den völkerrechtlichen Status der Westsahara zu klären.

 

Aktuelles

Bis auf einige Verletzungen des Waffenstillstandsabkommens gab es lange Jahre kaum Veränderung – trotz verschiedener Initiativen von UN-Seite, den Konflikt beizulegen. 2020 kam es allerdings wieder zur Eskalation des Konfliktes: Die Frente Polisario beschuldigte Marokko, gegen das Abkommen verstoßende Militäroperationen in der SADR durchzuführen und kündigte deshalb das Waffenstillstandsabkommen auf. Seitdem führte die Armee der SADR, die Sahrawi People’s Liberation Army (SPLA), nach eigenen Angaben wieder Guerillamaßnahmen gegen Marokko durch, während Marokko Luft und Drohnenangriffe vorzunehmen scheint. International wird diese erneute Eskalation mit Sorge betrachtet: verschiedene Staaten veränderten ihre Unterstützung Marokkos oder der SADR und afrikanische Staaten wie Algerien sendeten humanitäre Hilfspakete. Bis zur Veröffentlichung dieses Textes gibt es kein erneutes Waffenstillstandsabkommen; weitere Entwicklungen bis zur Konferenz sind im Blick zu behalten. 

Die Vereinten Nationen beschäftigen sich mit der Situation in der Westsahara vor allem im UN-Sicherheitsrat, der die MINURSO mandatiert. Zudem veröffentlicht der UN-Generalsekretär für den UN-Sicherheitsrat Berichte über die Lage; der zuletzt veröffentlichte Bericht vom Oktober 2022 ist in den Quellen verlinkt. Zudem ist der persönliche Gesandte des UN-Generalsekretärs für die Westsahara seit November 2021 wieder besetzt, mit Staffan de Mistura. Dieser hat im Verlauf von 2021 und 2022 vermehrt die Region besucht und versucht, zwischen den Parteien zu verhandeln und den Konflikt beizulegen.

 

Probleme und Lösungsansätze

Wie bereits in “Aktuelles” anklingt, ist der Konflikt zwischen der Frente Polisario und Marokko um den Status der Westsahara weiterhin ungeklärt - in den letzten Jahren hat sich die Situation sogar eher verschlechtert. Zum einen sollte die RKA sich daher mit dem Grundkonflikt und seinen Lösungsmöglichkeiten beschäftigen. Gleichzeitig darf sie aber auch die Lage der betroffenen Personengruppen vor Ort nicht vergessen und sollte diskutieren, wie sie kurz- und mittelfristig deren Situation verbessert.

Bezüglich des Grundkonfliktes um die Unabhängigkeit der Westsahara gibt es verschiedene Positionen. Grundsätzlich kann in Zukunft entweder der aktuelle ungeklärte Status weiter vorherrschen, die Region mit Autonomierechten zu Marokko gehören (Marokkos Position) oder die SADR als unabhängiger Staat existieren (Position der Frente Polisario). Der Internationale Gerichtshof hat bereits 1975 gefordert, die Bevölkerung entscheiden zu lassen, was die UN mit der Mission MINUSOR versuchen umzusetzen. Allerdings stellt sich hier die wichtige Frage, wer befragt werden sollte: Die jetzige Bevölkerung des Territoriums oder auch andere Gruppen? Marokko hat in den letzten Jahren die Ansiedlung von Marrokaner*innen in durch Marokko besetzte Gebiete gefördert und möchte, dass diese mit abstimmen dürfen. Die SADR fordert dagegen, diese nicht, aber dafür zu Beginn des Konflikts geflohene Menschen in Flüchtlingslagern vor allem in Algerien auch einzubeziehen. Diese Frage gilt es zu klären. Eng verbunden damit stellt sich auch die Frage, ob Marokko in den besetzten Gebieten weiter Rohstoffe abbauen darf und ob die geförderte Ansiedlung von Marokkaner*innen in Ordnung ist.

Die RKA muss sich aber auch mit den Folgen des Konflikts beschäftigen. In der Region wird die wirtschaftliche Entwicklung durch den anhaltenden Konflikt behindert, da Schlüsselakteure wie Algerien und Marokko wenige diplomatische Beziehungen aufrechterhalten. Zudem geht von dem Konflikt Unsicherheit auch für die Region und ganz Afrika aus: Aufgrund mangelnder Kooperation im Sicherheitsbereich erstarkt der  Drogenhandel und der Menschenhandel. Die RKA sollte daher auch überlegen, wie die Konfliktakteur*innen, aber auch verbündete Staaten, wieder an einen Tisch gebracht werden können. 

Noch verheerender sind die direkten Auswirkungen des Konflikts auf die dort lebende Bevölkerung. Die humanitäre Lage in der Westsahara und den angrenzenden Flüchtlingslagern ist schlecht. 2022 haben die UN vor schwerer Ernährungsunsicherheit gewarnt, da das Welternährungsprogramms (WFP, World Food Program) aufgrund von Finanzierungslücken die Essensrationen in den Flüchtlingscamps um 75% kürzen musste. Auch in der Westsahara gibt es aufgrund der geringen landwirtschaftlichen Möglichkeiten im Wüstengebiet Ernährungsunsicherheit. Die Tindouf Lager bestehen nicht zuletzt bereits seit 30 Jahren: Die Bevölkerung hat kaum Perspektiven auf Besserung und fühlt sich von der internationalen Gemeinschaft vergessen. Dazu trägt auch bei, dass viele Akteur*innen aufgrund von Behinderung durch Marokko keine humanitäre Hilfe in den Gebieten der Westsahara leisten können. Stärkere humanitäre Hilfe verbunden mit Zugangsgarantien durch Marokko könnten hier helfen, genauso wie generell höhere Zahlungen an UN-Organisationen wie das WFP.

Nichtregierungsorganisationen berichten zudem immer wieder von Menschenrechtsverletzungen wie Verletzungen der Meinungsfreiheit, Folter und zufällige Verhaftungen durch den marokkanischen Staat. Vor allem Menschenrechtsaktivist*innen sind bedroht. Organisationen wie der UN-Hochkommissar für Menschenrechte dürfen das Gebiet seit Jahren nicht betreten und ausländische Reporter*innen werden häufig des Landes verwiesen. Zugang zu Dokumentationszwecken und das Einhalten der Menschenrechte durch Marokko sind zentral, um gegen dieses Problem vorzugehen. Zudem könnte es helfen, Menschenrechtsverletzungen durch die UN-Mission dokumentieren zu lassen. Solche Aufgaben sind häufig Bestandteil von Mandaten, beispielsweise in Mali, aber in der Westsahara bisher nicht umgesetzt.

Dies führt zum letzten Problembereich: Wie soll das Engagement der UN in Zukunft aussehen? Die Frente Polisario behindert seit Aufkündigen des Friedensabkommens die Bewegung der MINURSO, was ihre Patrouillen und Mandatserfüllung erschwert. Marokko behindert die Arbeit des persönlichen Gesandten des UN-Generalsekretärs. Es muss also geklärt werden: Auf welches Engagement der UN können sich die Konfliktparteien einigen? Zudem halten die UN und ihre Mitgliedstaaten seit Jahrzehnten eine Pufferzone aufrecht, ohne dass der Konflikt befriedet wird. Im Gegenteil, seit 2020 wird die Pufferzone häufig missachtet. Erfüllt die Mission in dieser Umgebung ihr Mandat noch? Und muss ihr Mandat eventuell angepasst werden?

 

Hinweise zur Recherche

Wichtig zu recherchieren ist, ob der vertretene Staat die SADR anerkennt oder nicht bzw. ob er auf der Seite Marokkos steht. Dazu sollte eine Google Suche Ergebnisse liefern, im Zweifelsfall über Zeitungsartikel. Zusätzlich zu länderspezifischen Quellen kann die themenspezifische Seite der NGO SecurityCouncilReport zur Westsahara weitere Quellen liefern. Diese stellt alle Informationen zur Beschäftigung des UN-Sicherheitsrats mit der Thematik dar.

 

Lexikon

Afrikanische Union: Die Afrikanische Union (AU) ist der wichtigste Zusammenschluss afrikanischer Staaten. Sie wurde 2002 als Nachfolgerin der Organisation für Afrikanische Einheit (OAU) gegründet. Heute gehören ihr alle international anerkannten Staaten Afrikas an – einschließlich der Demokratischen Arabischen Republik Sahara (Westsahara). Sitz der AU ist die äthiopische Hauptstadt Addis Abeba.

Arabische Liga: Die arabische Liga wurde am 22.3.1945 gegründet. Ihr gehören gegenwärtig 22 Mitglieder an. Gemäß ihrer Satzung (Pakt der Liga der Arabischen Staaten) sollen die politischen, kulturellen, sozialen und ökonomischen Beziehungen zwischen den Mitgliedern verbessert und die Zusammenarbeit koordiniert werden. Konflikte untereinander sollen vermieden bzw. geschlichtet werden. Gemeinsames Bestreben aller soll die Sicherung der Souveränität der Mitgliedsstaaten und die Vertretung gemeinsamer Interessen in der internationalen Politik sein.

Autonomie: Eine gewisse Unabhängigkeit, die in den Grenzen eines bestehenden Staates möglich ist. Autonome Gebiete verfügen häufig über Sonderrechte, dürfen beispielsweise in den Schulen andere Sprachen unterrichten oder haben eigene Parlamente. Ein bekanntes Beispiele ist Katalonien (Spanien).

Baker-Plan: Friedensplan zur Selbstbestimmung des Volkes der Westsahara

UN-(Friedens-) Mission: Der UN-Sicherheitsrat muss vor jedem Einsatz zustimmen. In erster Linie haben UN-Blauhelmsoldaten die Aufgabe, das Wiederaufflammen von Kämpfen zu verhindern und sichere Lebensbedingungen für die betroffene Bevölkerung zu schaffen. Dabei muss jede UN-Friedensmission drei Prinzipien berücksichtigen:

Die UNO benötigt die Zustimmung des Landes, in der die Friedensmission stattfinden soll.

UN-Blauhelmsoldat*innen sind unparteiisch. Dies bedeutet, dass sie für alle Menschen Hilfe und Schutz anbieten müssen, egal welcher Konfliktpartei diese angehören.

UN-Blauhelmsoldat*innen dürfen nur zur Selbstverteidigung Gewalt anwenden.

Dekolonialisierung: Unter Dekolonialisierung werden die Ablösungsprozesse verstanden, die zum Ende einer kolonialen Herrschaft führen, sowie die dem Erlangen der staatlichen Unabhängigkeit folgenden sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklungen.

Ernährungssicherheit: Dies bedeutet, dass alle Menschen jederzeit genügend Nahrung haben. Dafür muss es ein ausreichendes Angebot an Nahrungsmitteln geben, die zugänglich sind (z.B. erschwinglich) und auch auf kurze, mittlere und langfristige Sicht stabil vorhanden sind.

Frente Polisario: Militärische und politische Organisation in der Westsahara, die für die Unabhängigkeit der SADR eintritt. Bei den Vereinten Nationen als Ansprechpartner*innen für die SADR bekannt.

Guerillamaßnahmen: Maßnahmen einer Konfliktpartei, die (einer) anderen in Bezug auf Ressourcen und Kapazitäten unterlegen ist und deshalb eine Strategie wählen, die eher auf kurzem Zuschlagen und Einzelaktionen beruht als auf einer breiten Offensive gegen die andere Konfliktpartei(en)

Humanitäre Hilfe: Als humanitäre Hilfe bezeichnet man Maßnahmen zum Schutz und zur Versorgung von Menschen in einer humanitären Notlage, die über eine Erstversorgung hinausgehen. Die häufigsten Auslöser für Situationen, in welchen humanitäre Hilfe geleistet werden muss, sind Naturkatastrophen sowie aus inner- oder zwischenstaatlichen Konflikten entstandene Krisen. 

Internationaler Gerichtshof: Der Internationale Gerichtshof (IGH) ist das Hauptrechtssprechungsorgan der Vereinten Nationen. Er wurde 1945 mit Verabschiedung der Charta gegründet und sitzt in Den Haag. Die 15 Richter*innen des IGH werden durch die Generalversammlung und den Sicherheitsrat gewählt und sind politisch unabhängig von den Regierungen der Staaten, aus denen sie stammen. Der IGH hat die Aufgabe, im Einklang mit dem Völkerrecht Rechtsstreitigkeiten, die von Staaten an ihn herangetragen werden, zu klären und Gutachten zu erstellen. Anfragen für Gutachten können von autorisierten Organen der UN (wie z.B. der Sicherheitsrat) und Sonderorganisationen angefordert werden. 

Kongokonferenz: Die Kongokonferenz fand vom 15. November 1884 bis zum 26. Februar 1885 auf Einladung des deutschen Reichskanzlers Otto von Bismarck in Berlin statt und sollte die Handelsfreiheit am Kongo und am Niger regeln. Sie wird auch als Berliner Konferenz bezeichnet. Die Konferenz bildet mit ihrer Kongoakte die Grundlage für die Grenzziehung der Europäer*innen in Afrika und ist somit zentraler Bestandteil des Kolonialismus gegenüber der Region.

Persönliche*r Gesandte*r des UN-Generalsekretärs: Personen, die vom UN-Generalsekretär ernannt werden, um sich mit einem bestimmten Thema zu beschäftigen.

Pufferzone: Ein Gebiet, das zwischen Konfliktparteien liegt und in das die Konfliktparteien nur zu bestimmten Bedingungen oder gar nicht dürfen. Es dient dem Abstandhalten, um direkte physische Gewalt zu vermindern. Die Vereinten Nationen bewachen häufig in Missionen solche Pufferzonen.  

Referendum: Eine Abstimmung in der Bevölkerung zu einem Thema; hier: zu der Frage, welchen Status das Gebiet der Westsahara haben soll

sahrauische Bevölkerung: Bevölkerung der Demokratischen Arabischen Republik Sahara

Selbstbestimmungsrechts: Das Selbstbestimmungsrecht der Völker ist eines der Grundrechte des Völkerrechts. Es besagt, dass ein Volk das Recht hat, frei über seinen politischen Status, seine Staats- und Regierungsform und seine wirtschaftliche, soziale und kulturelle Entwicklung zu entscheiden. Es darf somit einen eigenen Staat gründen oder sich einem bestehenden Staat anschließen. Ob sich daraus allerdings das Recht auf Sezession, also Abspaltung eines Teilstaates von einem bereits existierenden Staat, ergibt, ist allerdings stark umstritten. Während viele Völkerrechtler*innen davon ausgehen, dass Sezession (Abspaltung von einem anderen Gebiet) nicht möglich ist, meinen andere, dass sie möglich ist, aber nur wenn schwere Menschenrechtsverletzungen und massive Diskriminierung vorliegen und das Volk keine Möglichkeit der Einflussnahme hat. 

Souveränität: Souveränität bedeutet, dass ein Staat innerhalb der eigenen Grenzen und gegenüber anderen Staaten unabhängig agieren kann und in der Ausübung seiner Staatsgewalt frei ist. Die Souveränität eines Staates wird verletzt, wenn gegen seinen Willen auf seinem Staatsgebiet interveniert wird, wenn dies angedroht wird oder wenn sich in seine inneren Angelegenheiten gegen seinen Willen anderweitig eingemischt wird. Außerdem kann der UN-Sicherheitsrat zur Wahrung der internationalen Sicherheit und des Weltfriedens mit verbindlichen Resolutionen die Souveränität der Mitgliedstaaten einschränken. Kein Eingriff in die Souveränität liegt vor, wenn Staaten freiwillig neue Verpflichtungen eingehen, beispielsweise durch den Beitritt zu einem völkerrechtlichen Vertrag. Auch Empfehlungen der Vereinten Nationen stellen keinen Souveränitätseingriff dar, da sie unverbindlich sind. Staaten können dagegen verstoßen, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen.

Tindouf Lager: Flüchtlingslager nahe der algerischen Stadt Tindouf 

UN-Hochkommissar*in für Menschenrechte: Untersteht dem UN-Generalsekretär direkt und ist für die Koordination der Arbeit der verschiedenen Menschenrechtsorgane der UN zuständig. Zudem kann die Person selbstständig gegen Menschenrechtsverletzungen und Hindernisse zur Umsetzung der Menschenrechte vorgehen.

Völkerrechtlicher Status: In diesem Fall: Anerkennung eines Gebiets als Staat

 

Quellenangaben und weiterführende Links

ASW, Gärten für die Flüchtlingslager, Link: https://www.aswnet.de/projekt/westsahara - Lösung für Probleme bei Ernährungsversorgung?, Entwicklungsprojekt

Dr. Irantzu Mendia Azkue, Der vergessene Konflikt in Westsahara und sein Flüchtlinge, 29.03.2021, Link: https://www.bpb.de/themen/migration-integration/laenderprofile/329090/der-vergessene-konflikt-in-westsahara-und-seine-fluechtlinge/  -  historischer Hintergrund und Probleme in der Gegenwart, Leben des Volkes heute

Hans-Günter Kellner, Marokkos Macht und Spaniens Schweigen, 10.08.2021, Link: https://www.deutschlandfunk.de/westsahara-konflikt-marokkos-macht-und-spaniens-schweigen-100.html  - Konflikt auf Staatlicher Ebene, Einbezug verschiedener Länder, Menschenrechtsverletzungen (z.B. festgestellt durch Amnesty International) 

Katrin Tonndorf und Kerstin Hilt, Gesellschaftliche und politische Konflikte, Link: https://www.planet-wissen.de/kultur/afrika/reiseland_marokko/pwiekonflikteinnordundsued100.html, Journalistische Aufarbeitung des Konflikts

Western Sahara profile, 07.09.2021, Link: https://www.bbc.com/news/world-africa-14115273  Fakten und Timeline 

 

weiterführende Links

Mitgliedsstaaten der Afrikanischen Union, Link: https://www.laenderdaten.info/staatenbuendnis/afrikanische-union.php - Bietet eine schnelle und einfache Übersicht über die Mitgliedsstaaten der Afrikanischen Union 

Karin Janker, Warum Spanien plötzlich auf Marokkos Seite ist, Madrid, 21.03.2022, Link: https://www.sueddeutsche.de/politik/westsahara-spanien-historische-kehrtwende-marokko-sanchez-algerien-1.5551259  - Hier wird deutlich, wie ehemalige Kolonialmächte reagieren

 

Wichtige Dokumente

-S/RES/2602 (2021): https://documents-dds-ny.un.org/doc/UNDOC/GEN/N21/313/96/PDF/N2131396.pdf?OpenElement

Weitere Dokumente

Bericht des Generalsekretärs : https://www.securitycouncilreport.org/atf/cf/%7B65BFCF9B-6D27-4E9C-8CD3-CF6E4FF96FF9%7D/S_2022_733.pdf  (Bericht Oktober 2022)

 

Besonders hilfreiche Quellen

MINURSO, United Nations Mission for the referendum in western Sahara: https://minurso.unmissions.org  

Dies ist eine sehr hilfreiche Website der UN, die eine Übersicht über die Ereignisse und Mission gibt. Außerdem sind auch unter „Resources“ alle wichtigen Dokumente (z.B. Resolutionen) zu finden.

Dr. Irantzu Mendia Azkue, Der vergessene Konflikt in Westsahara und sein Flüchtlinge, 29.03.2021, Link: https://www.bpb.de/themen/migration-integration/laenderprofile/329090/der-vergessene-konflikt-in-westsahara-und-seine-fluechtlinge/  - historischer Hintergrund und Probleme in der Gegenwart, Leben des Volkes heute

Hans-Günter Kellner, Marokkos Macht und Spaniens Schweigen, 10.08.2021, Link: https://www.deutschlandfunk.de/westsahara-konflikt-marokkos-macht-und-spaniens-schweigen-100.html 

Konflikt auf Staatlicher Ebene, Einbezug verschiedener Länder, Menschenrechtsverletzungen (z.B. festgestellt durch Amnesty International) 

Katrin Tonndorf und Kerstin Hilt, Gesellschaftliche und politische Konflikte, Link: https://www.planet-wissen.de/kultur/afrika/reiseland_marokko/pwiekonflikteinnordundsued100.html - Journalistische Aufarbeitung des Konflikts

https://www.crisisgroup.org/middle-east-north-africa/north-africa/western-sahara/western-sahara-cost-conflict

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