forum Situation im Südchinesischen Meer

Einführung in das Thema

Kurzzusammenfassung

Das Südchinesische Meer ist reich an Ressourcen, Anrainerstaaten und Konfliktpotential. Als eine der am intensivsten bewirtschafteten und befahrenen Seeregionen der Welt ist das Gewässer durchsetzt von Inseln, Sandbänken und Archipelen – jede der Inseln umgeben von der ausschließlichen Wirtschaftszone des Staates, zu dem sie gehören. Historische Gebietsansprüche, hegemoniales Verhalten der Volksrepublik China und geostrategische Interessen der USA verkomplizieren die Lage darüber hinaus. Viele der Inseln im Südchinesischen Meer sind als Flugplätze und Stützpunkte im Wettbewerb um die militärische Hegemonie in der Region strategisch wertvoll und daher besonders umstritten. So kommt es zu Territorialstreitigkeiten, die immer wieder in gewaltsamen Zusammenstößen münden. Darüber hinaus verweilt die Republik China, besser bekannt als Taiwan, in einer prekären diplomatischen Position.

 

Punkte zur Diskussion

  • Wie kann eine Eskalation des Konfliktes vermieden werden? 
  • Wie kann möglicherweise ein neuer und wirksamer Code of Conduct erreicht werden?
  • Welche vertrauensbildenden Maßnahmen können ergriffen werden? Ist eine gemeinsame/neutrale Verwaltung der umstrittenen Gebiete plausibel?
  • Welche ökonomischen Kooperationsmöglichkeiten haben die Anrainerstaaten? Wie können Auswirkungen des Konfliktes auf internationale Handelsrouten in der Region vermindert werden?
  • Gibt es insbesondere angesichts der in der Vergangenheit nicht erfolgreichen Schiedssprüche Hoffnung auf eine Beilegung der Streitigkeiten durch Schiedssprüche?
  • Wie soll insbesondere die Frage um Taiwan berücksichtigt werden?


 

Einführung

„Das war früher kein Thema und wird auch in Zukunft kein Thema sein“, sagte der chinesische Außenminister Yang Jiechi im September 2012 zu Befürchtungen, Chinas Gebietsansprüche im Südchinesischen Meer könnten zu Problemen für den Schiffsverkehr führen. Trotz dieser Versicherung sind die Befürchtungen groß, dass Spannungen in den Gewässern zwischen der Volksrepublik China, der Republik China, den Philippinen, Malaysia, dem Sultanat Brunei, Indonesien und Vietnam rasch nach wie vor ungelöste Territorialstreitigkeiten aufbrechen und eskalieren lassen. In der Tat nimmt die Schärfe der Auseinandersetzungen zu, weshalb sich nun der Sicherheitsrat dieses Problems annimmt. Nicht nur die Gefahr der Blockade von Seewegen, sondern auch die Sorge vor einer militärischen Eskalation im Südchinesischen Meer machen dieses Thema aktuell brisant. 

Der Name „Südchinesisches Meer“ hat sich dabei im deutschen Sprachgebrauch als Bezeichnung für dieses Gewässer durchgesetzt, daraus sind keinerlei Zugehörigkeiten oder Ansprüche abzuleiten. In Vietnam lautet der Name beispielsweise „Ostsee“, in China selbst dagegen „Südmeer“.

 

Hintergrund und Grundsätzliches 

Das Südchinesische Meer liegt zwischen der Volksrepublik China, der Republik China, den Philippinen, Malaysia, dem Sultanat Brunei, Indonesien und Vietnam. Es ist durchsetzt von Inseln, Sandbänken und Archipelen, jeweils umgeben von der ausschließlichen Wirtschaftszone des Staates, zu dem diese gehören. 

Im Friedensvertrag von San Francisco von 1951 erklärte Japan seinen Verzicht auf diese Inselgruppen, die es bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs besetzt gehalten hatte. In dem Friedensvertrag wurde jedoch nicht geregelt, wer stattdessen Anspruch auf diese Gebiete des Südchinesischen Meeres hat. Infolge dieses Vakuums erhoben nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Rückzug Frankreichs als Kolonialmacht aus Indochina Brunei, China, Taiwan, Indonesien, Malaysia, die Philippinen und Vietnam teils widersprüchliche Gebietsansprüche im Südchinesischen Meer. Dabei bilden die Mitglieder des Verbands Südostasiatischer Nationen (Association of Southeast Asian Nations, ASEAN) und Taiwan in dieser Sache eine Interessensgemeinschaft in der Eindämmung chinesischer Hegemonie in der Gegend. Die Staatengemeinschaft ist jedoch nicht vollständig einig zwischen widersprüchlichen Gebietsansprüchen, Handelsinteressen gegenüber China und Fischereirechten.

Die USA pflegen Sicherheitspartnerschaften mit den Philippinen, Taiwan, Australien, Japan, Südkorea und Thailand und haben ebenfalls ein Interesse an der Eindämmung chinesischer Hegemonie in der Gegend. 

Umstrittene Inseln sind vor allem 

  • Die Spratly-Inseln zwischen Vietnam, China, Taiwan, Brunei und den Philippinen. 
  • Die Scarborough Insel zwischen den Philippinen, China und Taiwan. 
  • Die Natuna-Inseln zwischen Indonesien, Vietnam, China und Taiwan.
  • Die Paracel-Inseln zwischen China, Taiwan und Vietnam.

Das Südchinesische Meer hat dabei eine herausragende wirtschaftliche Bedeutung für die Anrainerstaaten. Es ist durch große Populationen an Thunfisch, Makrelen, Sardellen sowie Schalentieren wie Shrimps und verschiedenen Muscheln bevölkert und wird intensiv befischt. Es stellt damit die Ernährungsgrundlage für große Teile der südostasiatischen Bevölkerung dar, da der größte Teil der Fischfänge lokal konsumiert wird. Durch Überfischung wurden die Fischbestände in den letzten Jahren dramatisch verringert.

Das Südchinesische Meer ist eine der meistbefahrenen Meere der Welt. Die Hauptroute zwischen dem Indischen Ozean und dem Pazifischen Ozean führt durch die Straße von Malakka zwischen der Malaiischen Halbinsel und Sumatra. Diese führt in das Südchinesische Meer und zur Mehrheit der asiatischen Staaten. Im Norden werden große Mengen an Rohöl und anderen Mineralien aus dem Mittleren Osten sowie Afrika transportiert. Südwärts vor allem Produkte aus China, Taiwan, Japan und Südkorea. Etwa 60 % des globalen Handels (gemessen an Wert) erfolgt durch das Südchinesische Meer.

Im Südchinesischen Meer werden vor allem nördlich von Borneo, östlich der malaiischen Halbinsel und nördlich von Palawan Erdgas und Erdöl extrahiert. 

Eine der Anrainerregionen ist die Republik China, besser bekannt als Taiwan. Sie wurde im Zuge des Sieges der Kommunistischen Partei Chinas im chinesischen Bürgerkrieg gegründet. So verblieben auf dem Festland die Volksrepublik China und auf der Insel, die lange als Formosa bekannt war, die Republik China. Die Volksrepublik China beansprucht Taiwan als eigenes Gebiet und erkennt die Republik China nicht an. Nur wenige Staaten erkennen die Unabhängigkeit von Taiwan an und diejenigen, die diplomatische Beziehungen zu Taiwan führen, tun dies ohne Anerkennung. Die USA sind ein enger und wichtiger Partner von Taiwan ohne volle Anerkennung. Anstelle einer Botschaft unterhalten die USA, genau wie die meisten anderen Staaten, einen diplomatischen Außenposten mit denselben Funktionen. Neben den USA unterstützen auch Japan und Südkorea mehr oder weniger niederschwellig die taiwanesische Unabhängigkeit.

 

Aktuelles

Im Jahr 1992 verabschiedete der ASEAN erstmals eine Erklärung zum Südchinesischen Meer. Die Unterzeichner Brunei, Philippinen, Malaysia, Singapur, Indonesien und Thailand forderten darin, alle Souveränitätsfragen im Südchinesischen Meer auf ausschließlich friedlichem Wege zu lösen. Weiterhin schlagen sie eine gemeinsame Erforschung und Nutzung der vorhandenen Ressourcen vor.

Infolge starker Spannungen zwischen der VR China und den Philippinen über Ansprüche auf das Mischief-Riff bekräftigte ASEAN 1995 noch einmal die Erklärung von 1992 und forderte die Vereinbarung vertrauensbildender Maßnahmen. In den folgenden Jahren wurden erste bilaterale Vereinbarungen über einen Code of Conduct zwischen der VR China und den Philippinen sowie der VR China und Vietnam geschlossen, die auch gemeinsame Initiativen im Bereich des Umweltschutzes und der Erforschung der Gebiete vorsahen.

2002 vereinbarten die ASEAN-Staaten und die VR China einen neuen Code of Conduct. Beide Parteien bekräftigen in dieser Verhaltenserklärung ihre Entschlossenheit, eine „Konsolidierung und Weiterentwicklung der Freundschaft und Zusammenarbeit“ die zwischen ihren „Völkern und Regierungen im Hinblick auf die Förderung einer ins 21. Jahrhundert orientierten Partnerschaft der guten Nachbarschaft und des gegenseitigen Vertrauens“. Sie bekräftigen Ihr Bekenntnis zur UN-Charta, dem UN-Seerechtsübereinkommen, dem Vertrag zur Freundschaft und Zusammenarbeit in Südostasien, den fünf Prinzipien des friedlichen Miteinanders sowie zu anerkannten Grundsätzen des Völkerrechts.“ Die zentralen Punkte dieses Vertrags sind der Respekt der staatlichen Souveränität, die Anerkennung der freien Seefahrt sowie die Implementierung vertrauensbildender Maßnahmen. Das Dokument sollte militärische Konfrontationen verhindern und stattdessen Kooperation und gegenseitiges Verständnis fördern. Eine gemeinsame Arbeitsgruppe des ASEAN und Chinas zur Umsetzung des Code of Conduct im Südchinesischen Meer richtete 2006 einige gemeinsame Initiativen ein, wie zum Beispiel eine gemeinsame Such- und Rettungsübung, gemeinsame Workshops zu Themen wie „Marine Ökosysteme und Biodiversität“, „Regionale Ozeanographie“ oder „Katastrophenprävention und Einrichtung eines gemeinsamen Katastrophenwarnsystems“.

Viele dieser Initiativen, die auf Grundlage des Code of Conduct angestoßen wurden, verliefen mangels Finanzierung und Interesse im Sande; der Konflikt im Südchinesischen Meer bleibt nach wie vor ungelöst.

Im Jahr 2009 legte die VR China bei den Vereinten Nationen eine Landkarte mit der sogenannten „Neun-Striche-Linie“ vor – einer Ziehung der Seegrenzen – und wollte damit historische Ansprüche auf weite Teile des südchinesischen Meeres begründen. Chinas Ansprüche stehen im Gegensatz zum im Rahmen der UN ausgehandelten Seerechtsübereinkommen, dem China 1996 beigetreten war.

Angesichts chinesischer Ansprüche auf die Natuna-Inseln ersucht Indonesien seit 2010 die Legitimierung seiner Ansprüche durch die UN und baut seit 2016 naheliegende Militärstützpunkte aus. Die chinesischen Streitkräfte hielten 2013 und 2014 nahe der Inseln Übungen ab, um ihre Bereitschaft zur Übernahme zu signalisieren. Diese Art der Machtdemonstration ist exemplarisch für die derzeitige Konfliktlage in der Region. Ein Schiedsspruch eines internationalen Tribunals zugunsten der Philippinen 2016 wird von China nicht akzeptiert.

2015 schüttete China eine der Spratly-Inseln soweit auf, dass es möglich wurde, sie zu einem Stützpunkt auszubauen. Stützpunkte dieser Art sind mittlerweile zahlreich und dienen als Basis für Flugzeuge, Schiffe und Lenkwaffen. Diese „Unversenkbaren Flugzeugträger“ sollen es dem chinesischen Militär erlauben, die Dominanz der US-amerikanischen Marine in Frage zu stellen.

Im Laufe des Jahres 2022 hielten sowohl die US-amerikanischen als auch die chinesischen Seestreitkräfte regelmäßige Manöver im Südchinesischen Meer ab, um ihre Bereitschaft zu demonstrieren. Außerdem hat sich die Rhetorik Chinas gegenüber Taiwan zugespitzt. So deklariert die chinesische Führung, dass China eine friedliche Vereinigung anstrebt, sich aber im Recht sieht, Gewalt einzusetzen, sollte dies notwendig sein. Seitens Taiwan gibt es wenige Indizien für ein Interesse an einer Vereinigung. Da China Taiwan als eine abtrünnige Region betrachtet, wird das Thema als innenpolitisch angesehen. Dementsprechend werden die Rolle der USA und anderer Staaten im Konflikt als Einmischung in interne Angelegenheiten bezeichnet. Die chinesischen Streitkräfte sind in den letzten Jahren stark gewachsen und haben neue Systeme wie Flugzeugträger angeschafft, um einen stärkeren Gegenpol zu den US-amerikanischen Seestreitkräften zu bilden.

 

Probleme und Lösungsansätze

Um die komplexe Situation im Südchinesischen Meer besser greifbar zu machen, lassen sich die bestehenden Konflikte grob in drei Gruppen einteilen: multinationale Konflikte um die militärische Vorherrschaft in der Region, multinationale Konflikte um die Nutzung von Ressourcen und Konflikte zwischen der VR China und Taiwan. Diese Gruppen von Konflikten sind eng miteinander verwoben, sollen hier jedoch zum erleichterten Verständnis getrennt beleuchtet werden. 

Insbesondere in den letzten Jahren ist das Risiko einer militärischen Eskalation des Konfliktes gestiegen. Immer wieder dringen Militärflugzeuge der Volksrepublik China beispielsweise in der taiwanesischen Luftraum ein und es kommt zu bewussten Provokationen und Zusammenstößen zwischen den marinen Streitkräften der beteiligten Staaten. Eine militärische Eskalation des Konfliktes hätte ebenfalls Auswirkungen auf den Handel im Südchinesischen Meer. Die Konsequenzen davon wären dabei bei Weitem nicht auf die Region begrenzt – aufgrund globaler Vernetzungen wären negative ökonomische Auswirkungen weltweit spürbar.
Einer solchen militärischen Eskalation vorzubeugen ist daher von großer Wichtigkeit. Dabei sind insbesondere vertrauensbildende Maßnahmen zentral. Die Verhandlung und Einhaltung eines neuen und wirksamen Codes of Conduct ist ebenso zu prüfen wie die Einrichtung entmilitarisierter Zonen.

Neben der militärischen Lage ist die wirtschaftliche Dimension des Konfliktes zu betrachten. Aufgrund der Relevanz der Fischvorkommen im Südchinesischen Meer für die Versorgung der lokalen Bevölkerung ist ein Kompromiss schwierig zu erreichen. Die Durchsetzung ausschließlicher Fischereizonen durch Staaten erfolgt in vielen Fällen gewaltsam, wodurch es zu beabsichtigten Kollisionen zwischen Trawlern und Schiffen und Patrouillenbooten kommt. Teilweise werden Fischer*innen sogar gezielt auf gewaltsame Konfrontationen vorbereitet.
Um die ökonomischen Spannungen zu dämpfen, könnte versucht werden, wirtschaftliche Kooperation zu fördern. Auch hier bieten sich vertrauensbildende Maßnahmen an. Zumindest muss sichergestellt werden, dass alle Parteien die Versorgung ihrer Bevölkerung sicherstellen können. Eine Demobilisierung teils bewaffneter Fischer*innen könnte die Situation ebenfalls entspannen.

Der Konflikt des chinesischen Festlandes mit Taiwan ist von besonderer Brisanz. Da die Volksrepublik China Taiwan, wie bereits erläutert, als Teil seines Territoriums ansieht, wird jegliche Stellungnahme der internationalen Gemeinschaft als Einmischung in interne Angelegenheiten bewertet und aufs Schärfste zurückgewiesen. Während der Generalsekretär der Kommunistischen Partei Chinas Xi Jinping sich im Recht sieht, die beiden Territorien gewaltsam zu vereinen, unterstützen viele internationale Partner - wie beispielsweise die USA - unter vorgehaltener Hand eine taiwanesische Unabhängigkeit, ohne diese jedoch explizit zu fordern. Eine Lösung des Konfliktes im Rahmen des Sicherheitsrates scheint daher fern. Der Rat sollte jedoch versuchen, alle Beteiligten zu einer friedlichen Konfliktbeilegung im Rahmen der Charta zu ermuntern. 

 

Hinweise zur Recherche

Einen diesen Text ergänzenden Einstieg in die Thematik bietet ein Videobeitrag der Zeit vom 8. November 2022: https://www.zeit.de/video/2022-11/6314862515112/suedostasien-droht-ein-militaerischer-konflikt-im-suedchinesischen-meer?page=9.

Daneben ist es zunächst hilfreich, sich weitere Beiträge zum Konflikt anzuschauen und zu lesen, um einen besseren Überblick über die Lage im Allgemeinen zu bekommen, bspw. dieses Video von Last Week Tonight zu Taiwan (eng.): https://www.youtube.com/watch?v=9Y18-07g39g&ab_channel=LastWeekTonight

Erst anschließend ist die Beschäftigung mit der Position des eigenen Staates zur Situation empfohlen. Ein guter Startpunkt ist es, die diplomatischen Beziehungen des eigenen Staates mit den beteiligten Parteien zu recherchieren. Zu vielen bilateralen Beziehungen existieren Wikipedia-Artikel, bspw. Deutschland und China: https://en.wikipedia.org/wiki/China%E2%80%93Germany_relations). Bedenken Sie dabei, dass Wikipedia nicht immer eine vertrauenswürdige Quelle ist und überprüfen Sie Informationen gegebenenfalls. Nutzen Sie für weitergehende Recherche gerne die Quellen, die auf Wikipedia in den Fußnoten angegeben sind.

Daneben seien folgende Quellen besonders empfohlen: 

Christian Edwards, 14.11.2018, The South China Sea is fabled for its hidden energy reserves and China wants to block outsiders like the US from finding them, https://www.businessinsider.com/south-china-sea-energy-reserves-china-wants-to-block-outsiders-2018-11, Artikel, der auf die Parteien und Interessen des Konflikts eingeht. Englisch.

Alexander Neill, 11.06.2016, The submarines and rivalries underneath the South China Sea, https://www.bbc.com/news/world-asia-36574590, Erläuterung militärischen Komponente des Konfliktes. Englisch.
 

Lexikon

Anrainerstaaten: Staat, dessen Gebiet an etwas Bestimmtes (z.B. ein Meer) angrenzt

Archipel: Inselgruppe

ausschließliche Wirtschaftszone: Zone, die sich an das Küstenmeer (Hoheitsgewässer) eines Küstenstaates anschließt und sich bis 200 Seemeilen ab der Küste erstreckt. In der ausschließlichen Wirtschaftszone hat der Küstenstaat exklusive Fischereirechte und exklusive Recht an den Bodenschätzen. Andere Staaten haben in der ausschließliche Wirtschaftszone lediglich Durchfahrts- und Überflugrechte.

Gebietsanspruch: Forderung eines Staates, einer politischen Institution oder einer Volksgruppe, dass eine bestimmte Landfläche zum eigenen Hoheitsgebiet gehört. Der Ausdruck wird vor allem im Kontext von Streitigkeiten verwendet, bei denen mehrere Staaten, politische Institutionen oder Volksgruppen exklusiven Anspruch auf ein Gebiet erheben.

Hegemonie: Vorherrschaft, Vormachtstellung, die ein Staat gegenüber einem oder mehreren anderen Staaten besitzt

Indochina: Dieser Begriff beschreibt im weiteren Sinne die Festlandsgebiete Südostasiens, südlich von China und östlich des indischen Subkontinents. Im politischen Sinn umfasste Indochina die Gebiete der heutigen Länder Laos, Kambodscha und Vietnam, die ab 1887 als „Union Indochinoise“ – „Französisch-Indochina“ – dem französischen Kolonialreich eingegliedert waren.

ASEAN: Der Verband Südostasiatischer Nationen (von englisch Association of Southeast Asian Nations) ist eine internationale Organisation 10 südostasiatischer Staaten mit Sitz in Jakarta. Das ursprüngliche Ziel war die Verbesserung der wirtschaftlichen, politischen und sozialen Zusammenarbeit. Später erweiterte sich das Betätigungsfeld um Sicherheits-, Kultur- und Umweltfragen. Im September 2009 beschlossen die Staats- und Regierungschefs der ASEAN-Mitglieder, einen gemeinsamen Wirtschaftsraum nach dem Vorbild der EU zu schaffen.

Code of Conduct: 2002 unterschrieben die ASEAN Staaten und China die „Declaration on the Conduct of Parties in the South China Sea“ (DOC). Daraus sollte ein Code of Conduct (COC), also ein Verhaltenskodex, hervorgehen, der das Verhalten der beteiligten Staaten im Südchinesischen Meer regelt. Dies ist bisher nicht geschehen.

UN-Seerechtsabkommen: Das Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen (SRÜ; englisch United Nations Convention on the Law of the Sea, UNCLOS) ist ein internationales Abkommen des Seevölkerrechts, das alle Nutzungsarten der Meere regeln soll. Es wurde 1982 in Montego Bay (Jamaika) geschlossen und trat 1994 in Kraft.

Das Übereinkommen legt unter anderem die vorher umstrittene Breite des Küstenmeeres und seiner Anschlusszone fest, führt die ausschließliche Wirtschaftszone mit besonderen Rechten der Küstenstaaten und ein internationales Regime des Meeresbodens und seines Untergrundes jenseits der Grenzen des Festlandsockels neu ein.

Außerdem werden Schutz und Erhaltung der Meeresumwelt, die wissenschaftliche Meeresforschung sowie Entwicklung und Weitergabe von Meerestechnologie geregelt. Dabei stützt sich das Übereinkommen neben dem älteren Grundsatz der Freiheit der Meere auf den neu eingeführten Grundsatz des gemeinsamen Erbes der Menschheit.

entmilitarisierte Zone: Eine entmilitarisierte Zone ist ein Gebiet, in dem kein Militär stationiert oder bewegt werden darf und das damit ausschließlich der zivilen Nutzung offensteht. Üblicherweise liegt ein solches Gebiet im Grenzland zwischen zwei oder mehreren rivalisierenden Gruppen oder Staaten. Nicht selten werden solche Zonen vertraglich – etwa in einem Waffenstillstandsvertrag – festgelegt. Diese Verträge schränken den betroffenen Staat – auf dessen Staatsgebiet sich die entmilitarisierte Zone befindet – in der Nutzung dieses Gebiets ein. Er behält jedoch die vollständige Souveränität über den Gebietsteil. Oft liegen solche Zonen auch auf Kontrolllinien und bilden de facto zwischenstaatliche Grenzen.

 

Quellenangaben und weiterführende Links

Eugene C. Lafond, 22.10.2022, South China Sea - Economic aspects | Britannica, https://www.britannica.com/place/South-China-Sea/Economic-aspects, Kurze Einordnung der wirtschaftlichen Bedeutung der Gegend. Englisch.

Alexander Neill, 11.06.2016, The submarines and rivalries underneath the South China Sea, https://www.bbc.com/news/world-asia-36574590, Erläuterung militärischen Komponente des Konfliktes. Englisch.

CSIS, 22.10.2022, How Much Trade Transits the South China Sea? | ChinaPower Project, https://chinapower.csis.org/much-trade-transits-south-china-sea/, Analyse des Schiffsverkehrs im Südchinesischen Meer. Englisch.

Andrew RC. Marshall, 25.08.2014, Remote, gas-rich islands on Indonesia's South China Sea frontline | Reuters,  https://www.reuters.com/article/us-southchinasea-indonesia-natuna-insigh-idUSKBN0GP1WA20140825 - Artikel über eine umstrittene Inselgruppe und ihre Militarisierung. Berichterstattung über Fischereikonflikte. Englisch.

Weißes Haus, 23.10.2022, FACT SHEET: Indo-Pacific Strategy of the United States | The White House, https://www.whitehouse.gov/briefing-room/speeches-remarks/2022/02/11/fact-sheet-indo-pacific-strategy-of-the-united-states/, - Stellungnahme der US-Regierung. Englisch.

Christopher Woody, 01.06.2022, With a new carrier and rumors of more bases, a vision of China's global presence is getting clearer, https://www.businessinsider.com/chinese-navy-growth-and-search-for-overseas-bases-worries-us-2022-6, Artikel über die Expansion und Absichten der Chinesischen Seestreitkräfte. Englisch.

Alexander Neill, Singapur, 14.Juli 2020, South China Sea: What's China's plan for its 'Great Wall of Sand'? - BBC News, https://www.bbc.com/news/world-asia-53344449, Artikel, der weiter auf Handlungen Chinas in der Gegend eingeht. Englisch.

Wikipedia, 04.11.2022, Territorial disputes in the South China Sea - Wikipedia, https://en.wikipedia.org/wiki/Territorial_disputes_in_the_South_China_Sea - Katalog der Territorialstreitigkeiten im Südchinesischen Meer. Englisch.

Christian Edwards, 14.11.2018, The South China Sea is fabled for its hidden energy reserves and China wants to block outsiders like the US from finding them, https://www.businessinsider.com/south-china-sea-energy-reserves-china-wants-to-block-outsiders-2018-11, Artikel, der auf die Parteien und Interessen des Konflikts eingeht. Englisch.

US Energy information Administration, 07.02.2013, South China Sea | EIA, https://www.eia.gov/international/content/analysis/regions_of_interest/South_China_Sea/south_china_sea.pdf, Wirtschaftliche Übersicht im Hinblick auf Rohstoffe. Englisch.

Damien Cave und Amy Chang Chien, 16.10.2022, On Taiwan, Xi Jinping warns against international ‘interference.’ - The New York Times, https://www.nytimes.com/2022/10/16/world/asia/on-taiwan-xi-jinping-warns-against-international-interference.html, Berichterstattung über den Kongress der Kommunistischen Partei Chinas. Fokus auf Aussagen bezüglich der Republik China. Englisch.

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