forum Überprüfung der Architektur der Friedenskonsolidierung

Einführung in das Thema

Einleitung

 

Friedenskonsolidierung – Friedenssicherung – Wiederaufbau. Das sind die Kernthemen der Kommission für Friedenskonsolidierung. Kurz gesagt: Sie soll nach Ende eines Konfliktes verhindern, dass wieder ein neuer Konflikt aufflammt sowie beim Wiederaufbau unterstützen – also Rückfälle verhindern, den Frieden stärken und festigen. Unter dem Begriff Friedenskonsolidierung wird grundsätzlich die Gesamtheit aller in diese Richtung laufenden Prozesse gesehen.

 

Frieden ist nämlich nicht gleich Frieden. Wenn ein Konflikt beigelegt ist, erwartet den betroffenen Staat eine sehr heikle Phase der Konfliktaufarbeitung. Der Prozess ist langwierig und sehr komplex – und auch oft nicht von Erfolg gekrönt. Die Vergangenheit hat jedoch gezeigt, dass es sehr viel wahrscheinlicher zu einem lang anhaltenden und nachhaltigen Frieden kommt, wenn die Vergangenheit konsequent aufgearbeitet wird, der Staat sich demokratisiert und nachhaltig entwickelt und die Staatengemeinschaft Hilfe zur Verfügung stellt.

 

Im Zentrum dieser allgemeinen Bemühungen muss eine starke Institution stehen, die sowohl die Kapazität als auch die Mittel hat, den Prozess der Friedenskonsolidierung zu organisieren und zu unterstützen. Zu diesem Zweck wurde 2005 die Architektur der Friedenskonsolidierung geschaffen, bestehend aus der Kommission für Friedenskonsolidierung, einem Spendenfonds und einem Unterstützungsbüro als zentrale Anlaufstelle. Den Reformprozess eben jener Strukturen hin zu effektiverer und zielgerichteterer Arbeit gilt es nun, voranzutreiben.

 

Hintergrund und Grundsätzliches

 

Ende des 20. Jahrhunderts schwand zunehmend das Vertrauen in die Effektivität und Sinnhaftigkeit von UN-Friedensmissionen. Man stellte nach und nach fest, dass Staaten, in denen kürzlich ein Konflikt durch die Intervention der Staatengemeinschaft beendet wurde, sehr leicht wieder rückfällig wurden. Staaten mit einer Post-Konflikt-Gesellschaft sind oftmals besonders instabil, da der Frieden noch nicht nachhaltig gefestigt ist und die Konfliktparteien sich noch nicht ausgesöhnt haben, die internationale Gemeinschaft den Konflikt aber als abgeschlossen betrachtet und Friedensmissionen für beendet erklärt werden. Unter diesen Umständen haben die Staaten statistisch eine Rückfallquote von fast 50 Prozent in Gewalt und Konflikt.

 

1992 wurde mit der „Agenda für den Frieden“ eine erste Grundlage für die Bemühungen zur Stabilisierung von Post-Konflikt-Gesellschaften geschaffen. Danach umfasst laut dem ehemaligen UN-Generalsekretär Boutros Boutros-Ghali die Friedenskonsolidierung alle Maßnahmen zur Bestimmung und Förderung von Strukturen, die geeignet sind, den Frieden zu festigen und zu konsolidieren, um das Wiederaufleben eines Konflikts zu verhindern.

 

Die Vorbehalte gegenüber UN-Friedensmissionen fanden ihren Höhepunkt nach den Genoziden in Ruanda (1994) und Srebrenica (1995). Infolgedessen wurden zunehmend UN-Friedensmissionen mit robusteren Mandaten ausgestattet. Dies bedeutet, dass UN-Blauhelmsoldat*innen nicht nur sich selbst verteidigen, sondern auch aktiv in Konflikte eingreifen dürfen, um z.B. die Zivilbevölkerung zu schützen.

Des Weiteren wird seit dem Jahr 2000 zunehmend auf sogenannte „Integrierte Friedensmissionen“ gesetzt. Dies bedeutet, dass die Missionen länger andauern und sich nach Beendigung des bewaffneten Konflikts zunehmend Fachpersonal wie Ingenieur*innen, Verwaltungsspezialist*innen und Entwicklungshelfer*innen am Prozess des staatlichen und wirtschaftlichen Wiederaufbaus beteiligen.

 

Es kristallisierte sich jedoch recht schnell heraus, dass sowohl die betroffenen Staaten als auch die staatlichen und nichtstaatlichen Akteur*innen, die den Friedensprozess unterstützten, keine*n Ansprechpartner*in bei den Vereinten Nationen hatten. Es gab schlichtweg kein Organ, das das Abgleiten eines Staates in den (erneuten) Konflikt verhinderte oder in den schon angesprochenen Post-Konflikt-Situationen effektiv helfen konnte. Um einen präsenten Konflikt kümmerte sich traditionell der UN-Sicherheitsrat und für stabile Staaten setzte sich der Wirtschafts- und Sozialrat ein. Für den Übergang gab es kein Gremium.

 

Aus diesem Missstand heraus wurde auf Empfehlung des High-Level Panel on Threats, Challenges and Change 2005 mit der Annahme der Resolutionen 1645 des Sicherheitsrates und der Resolution 60/180 der Generalversammlung die Kommission für Friedenskonsolidierung (KFK, engl. Peacebuilding Commission, PBC) gegründet. Weitere allgemeine Informationen zur KFK können Sie im Einführungstext für das Gremium weiter vorne im Handbuch nachlesen.

 

Zudem wurde mit der KFK auch das sogenannte Peacebuilding Support Office (PBSO, im Generalsekretariat angesiedelt) geschaffen. Das Büro soll die zentrale Anlaufstelle für Nichtregierungsorganisationen und Akteur*innen vor Ort sein, die in die Aufgaben des Peacebuildings einbezogen werden. Das Büro dient hierbei auch als Beratungsstelle und unterstützt bei der Koordinierung von friedensfördernden Bemühungen. Außerdem soll es auch länderspezifische Informationen für zukünftige Missionen sammeln.

 

Als drittes Standbein der Architektur der UN-Friedenskonsolidierung wurde der Friedenskonsolidierungsfonds (Peacebuilding Fund, PBF) ins Leben gerufen. Dies ist ein freiwilliger Spendenfonds mit einem Volumen von 250 Millionen US-Dollar, in dem in den Jahren 2006 bis 2017 Spenden von 58 Mitgliedstaaten eingingen und 772 Millionen US-Dollar an 41 Länder ausgeschüttet wurden.

 

Aktuelles

Im Jahr 2014 stand die Architektur der Friedenskonsolidierung zum ersten mal auf dem Prüfstand. In dem Bericht des damaligen Generalsekretärs Ban Ki-Moon namens "Peacebuilding in the aftermath of conflict" wurde erstmals auf Missstände der neu geschaffenen Architektur der Friedenskonsolidierung aufmerksam gemacht.

 

Daraufhin wurde ein Expert*innengremium einberufen, welches im Juni 2015 seinen Bericht „The Challenge of Sustaining Peace“ veröffentlichte. Der Bericht zieht einige Kernerkenntnisse aus den bis dato getätigten Friedenskonsolidierungsmaßnahmen und formuliert konkrete Lösungsansätze.

 

1)     Friedenskonsolidierung wird bisher vor allem in Post-Konflikt-Situationen eingesetzt. Dies führt dazu, dass nachhaltiger Friede häufig in den akuten Befriedungsmaßnahmen nicht mitgedacht und dieser so schwieriger zu erreichen wird. Diese Priorisierung der kurzfristigen Maßnahmen hat auch zur Folge, dass Friedenskonsolidierung chronisch unterpriorisiert und unterfinanziert ist. Hier ist ein Umdenken der Mitgliedstaaten erforderlich.

2)     Auch in der Friedenskonsolidierung sind die UN in verschiedene Teilbereiche fragmentiert, die wenig koordiniert zusammenarbeiten. Da Friedenskonsolidierung eine Vielzahl von Staaten und Institutionen betrifft (z.B. im Bereich Frieden, Entwicklung, Wirtschaft, Klima…), müssten sich diese auch alle verantwortlich für die Kräftigung des Friedens fühlen – und nicht nur die KFK. Diese sollte vielmehr die Klüfte zwischen den verschiedenen Organen und Staaten überbrücken. Dazu zählt auch ein Ausbau der Beziehungen mit dem UN-Sicherheitsrat. Zudem müssten strategische und operative Partnerschaften mit Finanzinstitutionen und regionalen und überregionalen Organisationen ausgebaut werden.

3)     Aktuelle und zukünftige UN-Friedensmissionen sollten aufgrund einer steigenden Anzahl an Konflikten und deren steigender Komplexität viel besser ausgestattet werden – sowohl mit Sachmitteln als auch mit Wissen, Fähigkeiten und Ansätzen zur Friedenssicherung. Zentral ist dabei auch, langfristig zu denken und Finanzmittel auf lange Zeit einzuplanen.

4)     Da alle Friedenskonsolidierungsmaßnahmen zum Ziel haben, den Staat über kurz oder lang wieder in die Eigenverantwortung zu entlassen, muss auch dies stärker eingeplant werden. Hilfe zur Friedenskonsolidierung soll deswegen vor allem darin bestehen, nationale Regierungen zu stärken, Macht zu diversifizieren (z.B. durch Gewaltenteilung, Föderalisierung oder andere Dezentralisierung) und Geschlechtergleichberechtigung herzustellen.

 

Zur selben Zeit wurde ein zweites Gutachten des High-Level Independent Panel on United Nations Peace Operations (HIPPO) in Auftrag gegeben, welches Friedensmissionen selbst unter die Lupe nahm, sowie eine Studie über die Durchsetzung der Resolution 1325 des Sicherheitsrates, in der es – grob vereinfacht – um Frauen und Mädchen in Krisensituationen und deren politische Partizipation geht. Alle drei Gutachten zitieren sich gegenseitig und kommen zu ähnlichen Schlüssen. Auf Basis dieser Gutachten wurde im April 2016 eine Resolution der Generalversammlung und des Sicherheitsrates beschlossen, die alle kritischen Punkte aufgreift und behandelt.

Die Reformbemühungen werden durch den aktuellen Generalsekretär António Guterres fortgeführt. Im Januar 2018 veröffentlichte er mit seinem Bericht „Peacebuilding and Sustaining Peace“ ein Statusupdate über den Stand aktueller und vergangener Friedensmissionen sowie Aspekte und Ziele für die Reform der Architektur der Friedenskonsolidierung, welche an die Gutachten von 2015 anknüpfen.

 

Guterres fordert wie schon der Bericht 2015, Partnerschaften, insbesondere mit Regionalorganisationen, Mitgliedstaaten, zivilgesellschaftlichen Organisationen und dem Privatsektor auszuweiten und die Kohärenz und Leistungsfähigkeit des UN-Systems durch eine Straffung der Abläufe in der Zentrale und eine bessere Abstimmung zwischen den Missionen und Länderteams der Vereinten Nationen sowie den nationalen, regionalen und internationalen Akteur*innen vor Ort zu verbessern.

 

Außerdem betont Guterres die Wichtigkeit der Adressierung und Überwindung struktureller Konfliktursachen. Dies soll primär durch die Förderung der Menschenrechte und eine nachhaltige Entwicklung geschehen. Dieser Punkt ist besonders wichtig, da sich durch schlechte oder gute Umsetzung entscheidet, ob ein nachhaltiger Frieden überhaupt auf lange Sicht durchsetzbar ist.

 

Im Juli 2020 wurde die Architektur der Friedenskonsolidierung erneut durch ein Expert*innengremium überprüft. Der Bericht beschreibt den Fortschritt seit dem Gutachten 2016 und macht Empfehlungen für weitere Maßnahmen.

In dieser Zeit hat es die Architektur der Friedenskonsolidierung geschafft, von einem relativ spezifischen Arbeitsbereich zu einer Schlüsselinstitution innerhalb des UN-Systems zu werden. Die KFK ist flexibler geworden, wodurch es möglich war, die Arbeit effektiver und großflächiger zu gestalten. Das Gremium hat ihren Aufgabenbereich um viele Länder, Regionen und auch neue thematische Fragen erweitern können. Doch auch auf Seiten der Mitgliedstaaten lässt sich ein positiver Wandel wahrnehmen: Immer mehr Mitgliedstaaten treten an die KFK heran, um Friedenskonsolidierungs- und Wiederaufbaustrategien zu erörtern und sich unterstützen zu lassen.

Der PBF hat nun u.a. die Möglichkeit, Gelder direkt an zivilgesellschaftliche Akteur*innen auszuschütten. So können z.B. Nichtregierungsorganisationen unmittelbar bei ihren Bemühungen unterstützt werden, friedenskonsolidierende Maßnahmen zu fördern.

Des Weiteren begrüßt der Bericht die vermehrte Einbindung von Frauen und Jugendlichen in Friedenskonsolidierungsprozesse. Er mahnt aber auch, dass diese noch nicht weit genug ginge. Frauen und Jugendliche müssten auf allen Ebenen eine entscheidende Rolle spielen und überall einbezogen werden. Außerdem lobt der Bericht die bessere Zusammenarbeit zwischen KFK und dem UN-Sicherheitsrat, welche in vielen Fällen ein koordinierteres Vorgehen ermöglicht hat.

 

Probleme und Lösungsansätze

 

Der Bericht geht aber auch auf die nach wie vor vorhandenen Herausforderungen und Probleme  der Architektur für Friedenskonsolidierung ein.

 

Auch weiterhin muss die Rolle von nationalen und regionalen Akteur*innen gestärkt werden. Hierbei spielen Nichtregierungsorganisationen und Staaten eine wichtige Rolle. Es müssen vermehrt Kooperationen mit Nachbarländern von Konfliktregionen vereinbart werden. Außerdem sollte die Zusammenarbeit mit überregionalen Organisationen ausgebaut werden, wie es z.B. mit der Afrikanischen Union schon der Fall ist.

 

Mitgliedstaaten sollten außerdem dazu angehalten werden, sich mit Sach- und Finanzmitteln und Expertise aktiv an der Friedenskonsolidierung zu beteiligen. Solche über die KFK und das PBSO koordinierten Bemühungen stärken den Zusammenhalt der Staatengemeinschaft und die Rolle der Architektur der Friedenskonsolidierung.

 

Unbedingt muss eine unmittelbare Verknüpfung der Pfeiler der UN-Friedensbemühungen aufgebaut werden. Friedenskonsolidierung muss in allen Phasen eines Konfliktes eine Rolle spielen. Zur Erreichung dessen könnte die Vernetzung der KFK innerhalb der UN verbessert werden. Auch wenn der Austausch mit dem UN-Sicherheitsrat sich gebessert hat, könnte die KFK regelmäßig in die Prozesse des Wirtschaft- und Sozialrats und des UN-Menschenrechtsrats eingebunden werden.

 

An den laufenden UN-Friedensmissionen sind eine kaum noch zu überblickende Zahl an UN- und Regionalorganisationen, Staaten und internationalen nichtstaatlichen Akteur*innen beteiligt. Die Koordinierung all dieser Kräfte ist sehr aufwendig. Die aktuellen Folgen dieser Flut an Hilfe sind unklare Kompetenzen und mangelnde Effizienz. Das PBSO als zentrale Anlaufstelle und koordinatorischer Angelpunkt all dieser Bemühungen muss daher in seiner Rolle und Mittelausstattung weiter gestärkt werden.

 

Des Weiteren bemängelt der Bericht nach wie vor die finanzielle Lage. Auch die letzten “Annual Sessions” der KFK standen immer wieder unter dem Motto von zu wenig Geld und Mitteln. Am stärksten wird neben der Summe der Gelder vor allem auch die Unberechenbarkeit der eingezahlten Beiträge bemängelt. Ohne vorhersehbare Einzahlungen, mit denen das Gremium fest kalkulieren kann, bleibt es eine Art Wette, ob die Arbeit des Gremiums überhaupt finanziert werden kann.

Aktuell wird der PBF immer noch fast ausschließlich durch Spenden gefüllt. Vielleicht ist es an der Zeit, über verpflichtende Finanzierungsmodelle der Mitgliedstaaten nachzudenken. Dies würde auch die Stellung der Friedenskonsolidierung unter Umständen verbessern, da die Finanzierung der Ziele nicht mehr als “optional” wahrgenommen werden kann.

 

Außerdem sollten Kommunikations- und Outreach-Strategien entwickelt werden, wie der ganzen Welt die Ziele, der Aufbau und die Wichtigkeit der Architektur für Friedenskonsolidierung vor Augen geführt werden können. Solche Strategien spielen eine wichtige Rolle, um zukünftig mehr Akteur*innen und Staaten zu motivieren, sich an der Friedenskonsolidierung der UN zu beteiligen. Sie soll auch Anreize für von Konflikten gebeutelte Staaten schaffen, sich von den UN und damit vor allem von den Institutionen der Architektur der Friedenskonsolidierung in allen Phasen des Konflikts helfen zu lassen.

 

Friedenskonsolidierung ist mit einem intensiven Lernprozess aus vergangenen Konflikten und Erfahrungen verbunden. Die Aufgabe der KFK ist nun, die Architektur der Friedenskonsolidierung bei den Vereinten Nationen zu reformieren. Die KFK könnte und sollte die zentrale Schaltstelle aller friedensfördernden Bemühungen auf der Welt sein. Denn die Struktur bildet die Grundlage, einen nachhaltigen und starken Frieden in Post-Konflikt-Gesellschaften zu erreichen. Schließlich ist der Weg zu nachhaltigem Frieden ein Marathon, kein Sprint.

 

Punkte zur Diskussion

 

• Welche Probleme sind nach Meinung der Staaten die drängendsten und wie können sie angegangen werden?

• Wie kann man die Rolle der Architektur der Friedenskonsolidierung innerhalb der UN und weltweit auf lange Sicht stärken und effektiver machen?

• Wie kann es gelingen, Friedenskonsolidierung langfristig in den Fokus der Aufmerksamkeit zu rücken und so eine nachhaltige Finanzierung zu sichern?

• Wie sollte die Rolle des Büros zur Unterstützung der Friedenskonsolidierung aussehen und wie kann diese Rolle gestärkt werden?

• Wie kann eine engere Zusammenarbeit der Kommission mit anderen UN-Organen (SR, WiSo, MRR, GV etc.) und mehr Regionalorganisationen erreicht werden?

 

Lexikon

 

“Annual Sessions” der KFK: Jährliche Sitzung der KFK, bei der sich das Gremium nicht mit konkreter Friedenskonsolidierung beschäftigt, sondern vielmehr auf aktuelle Missstände der Gesamtheit aller Friedenskonsolidierungsbemühungen und der Architektur der Friedenskonsolidierung zu sprechen kommt. Außerdem werden die Fortschritte und Probleme des letzten Jahres besprochen und zusammengefasst.

 

Friedenskonsolidierungsfonds: Der Fonds soll Staaten bei der Friedenskonsolidierung durch zwei Mechanismen unterstützen: Die Immediate Response Facility soll eine Starthilfe für beginnende Friedenskonsolidierung und den Wiederaufbau sein, während die Peacebuilding and Recovery Facility auf lange Sicht unterstützen soll. Der Fonds dient auch als Puffer für Friedensmissionen, um kurzfristig entstandene Lücken in der Finanzierung von friedensfördernden Maßnahmen zu schließen. Sogenannte „Joint Steering Committees“ überwachen und lenken die Ausschüttungen des Fonds. Sie bilden zudem wichtige Partizipationsforen für nationale und internationale Akteur*innen.

 

Generalsekretariat: Verwaltungsorgan der Vereinten Nationen; hat neben seinem Hauptsitz in New York drei Außenstellen in Genf, Nairobi und Wien. Seine wichtigste Aufgabe liegt in der organisatorischen Unterstützung der anderen UN-Organe. Dazu gehört unter anderem die Organisation von Konferenzen, das Verfassen von Studien bzw. Berichten und die Aufstellung eines Haushaltsplans. Der Generalsekretär ist der Kopf des Generalsekretariats.

 

High-Level Independent Panel on United Nations Peace Operations (HIPPO): Ein durch UN-Generalsekretär Ban Ki-moon 2014 einberufenes Expert*innengremium, das die UN-Friedensmissionen umfassend bewerten sollte.

 

High-Level Panel on Threats, Challenges and Change: Ein 2003 ins Leben gerufenes Expert*innengremium, welches die Bedrohungen und Herausforderungen für Frieden und internationale Sicherheit evaluieren und konkrete Maßnahmen vorschlagen sollte.

 

Länderteams der UN: Diese Teams gibt es für alle Länder, in denen es Programme der UN gibt. Das Team unterstützt die Programmländer z.B. in Entwicklungs-, Notfall-, Wiederaufbau- und Post-Konflikt-Programmen. Hauptaufgabe des Teams ist die Koordination verschiedener Akteur*innen vor Ort.

 

Pfeiler der UN-Friedensbemühungen: Die Friedens- und Sicherheitsbemühungen der UN vereinen verschiedene Maßnahmenpakete. Konfliktprävention und Mediation soll das Ausbrechen von gewaltsamen Konflikten verhindern. Peacemaking unterstützt darin, Konflikte zu beenden und die Zivilbevölkerung zu schützen. Peace Enforcement (Durchsetzung von Frieden) wird genutzt, um Frieden wiederherzustellen und Peacebuilding meint Friedenskonsolidierung, mit der sich dieser Einführungstext befasst.

 

Post-Konflikt-Gesellschaft: Gesellschaft eines Landes oder einer Region, die kürzlich einen Konflikt beigelegt hat.

 

Regionalorganisationen: Hierbei handelt es sich um Organisationen, die aus Staaten einer Weltregion bestehen. Beispiele sind die Europäische Union, die Afrikanische Union, die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) oder auch der Verband Südostasiatischer Nationen (ASEAN).

 

Strukturelle Konfliktursachen: Ursachen für Konflikte, die aufgrund fortbestehender gesellschaftlicher Strukturen bestehen. Ein prominentes Beispiel sind hierfür Konfliktursachen, die durch herrschende Eliten oder Feindbilder zustande kommen. Eine besonders große Rolle spielt das in der Friedenskonsolidierung bei der Aufarbeitung des Konflikts. Wenn die Vergangenheit nicht von allen am Konflikt beteiligten Parteien aufgearbeitet und beigelegt wird, ist es nicht unwahrscheinlich, dass aufgrund des fortbestehenden Unmuts und Hasses der Konflikt erneut ausbricht.

 

Wichtige Dokumente

 

The Challenge of Sustainig Peace, 2015, https://www.refworld.org/docid/5724aae44.html – Bericht der Expert*innen-Gruppe.

 

A/RES/70/262, 2016, https://www.un.org/depts/german/gv-70/band3/ar70262.pdf – Überprüfung der Architektur der Friedenskonsolidierung der UN (Generalversammlung, die Schwesterresolution des Sicherheitsrates finden Sie unter dem Kürzel S/RES/2282), deutsch.

 

A/72/707–S/2018/43, 2018, https://www.securitycouncilreport.org/atf/cf/%7B65BFCF9B-6D27-4E9C-8CD3-CF6E4FF96FF9%7D/a_72_707_s_2018_43.pdf – Bericht des Generalsekretärs “Peacebuilding and Sustaining Peace” 2018.

 

Expertenbericht zur Überprüfung der Architektur der Friedenskonsolidierung, 2020, https://www.un.org/peacebuilding/sites/www.un.org.peacebuilding/files/documents/pga_letter-pbc-10_july.pdf – Englisch.

 

A/74/976–S/2020/773, 2020, https://www.securitycouncilreport.org/atf/cf/%7B65BFCF9B-6D27-4E9C-8CD3-CF6E4FF96FF9%7D/S_2020_773.pdf – Bericht des Generalsekretärs “Peacebuilding and Sustaining Peace” 2020.

 

Quellen und weiterführende Links

 

BPB, Lutz Schrader: Friedenskonsolidierung: Herausforderungen und Praxis, 2019,  https://www.bpb.de/internationales/weltweit/innerstaatliche-konflikte/54774/friedenskonsolidierung – Artikel der Bundeszentrale für Politische Bildung über Friedenskonsolidierung (Deutsch).

 

PBC Meetings on the 2020 review, 2020, https://www.un.org/peacebuilding/content/pbc-meetings-2020-review-0  – Übersicht der Treffen der KFK zur Überprüfung der Architektur der Friedenskonsolidierung 2020; hier können ggf. Staatenpositionen gefunden werden (Englisch).

Peacebuilding Commission Annual Session, 2020, https://www.un.org/peacebuilding/commission/annual-session – Dokumente und Videos der Annual Sessions der KFK der vergangenen Jahre (Englisch).

 

UN Secretary-General António Guterres on Peacebuilding and Sustaining Peace - General Assembly, 2018, https://www.youtube.com/watch?v=5_Clvef5bZg&feature=emb_title – Vorstellung des Berichtes “Peacebuilding and Sustaining Peace” durch UN-Generalsekretär Guterres (Englisch).

 

Zif-Kompakt: “The Challenge of Sustaining Peace”: The Report on the Review of the UN Peacebuilding Architecture, 2015, https://www.zif-berlin.org/sites/zif-berlin.org/files/inline-files/ZIF_kompakt_PBA_Review.pdf– Zusammenfassung des Berichtes “The Challenge of Sustaining Peace” (Englisch).

 

https://www.un.org/peacebuilding/ – Offizielle Website des UN Peacebuilding mit Informationen zur KFK, zum PBSO und PBF, sowie Videos von aufgezeichneten Meetings der Kommission (Englisch).

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