forum Erreichung menschenwürdiger Arbeit für alle

Einführung in das Thema

 

1. Kurzzusammenfassung

Menschenwürdige Arbeit für alle ist eines jener grundlegenden Prinzipien mit dem Versprechen, das Leben von Millionen, wenn nicht gar Milliarden Menschen weltweit zu verbessern.

Auch wenn im Rahmen einer stetigen Globalisierung und der Implementierung von internationalen Standards erste Erfolge zu verzeichnen sind, so leidet die Mehrheit der weltweiten Erwerbsbevölkerung gerade heute unter der Kluft von informellem und formellem Arbeitssektor. Der “informelle Sektor” oder die “informelle Wirtschaft” ist derjenige Bereich einer Volkswirtschaft, welcher nicht von den offiziellen Statistiken erfasst wird. Menschen die im informellen Sektor tätig sind, verfügen über wenig, bis gar keinen Sozialschutz und können sich nicht auf ihre Arbeitnehmerrechte oder die Unterstützung des Staates berufen. Aber auch Menschen im formellen Sektor sind effektiv oft nicht abgesichert und haben keinen Zugang zu den Rechten, welche ihnen als Arbeitnehmer*innen laut internationalen Maßstäben zustünden. Jedoch stellt nicht nur ein wachsender informeller Arbeitssektor die Staatengemeinschaft heute auf die Probe, sondern auch essenzielle gesellschaftliche Bausteine wie Bildung und Gleichberechtigung bedürfen der Aufmerksamkeit der Vereinten Nationen, damit adäquate Lösungen für Problematiken wie moderne Sklaverei und anderen Formen von menschenunwürdiger Arbeit im 21. Jahrhundert gefunden werden können.

Die Sozialentwicklungskommission wird sich bei MUN-SH 2022 mit diesem sensiblen Thema auseinandersetzen und sollte sich dabei wie bereits angedeutet, insbesondere Herausforderungen wie Gleichberechtigung, Bildung, Qualität von Arbeit, dem Schutz von Arbeitsrechten und der internationalen Verantwortung entlang von Lieferketten widmen. In diesem Text finden Sie gebündelt erste einführende Informationen, sowie grundlegende Probleme und Lösungsansätze, welche es Ihnen erlauben eine tiefergehende Recherche selbständig durchzuführen. Viel Spaß!

2. Punkte zur Diskussion

  1. Welche Maßnahmen müssen jetzt implementiert werden, um die derzeitige Situation zu stabilisieren und zu verhindern, dass noch mehr Menschen COVID-bedingt in die Armut abrutschen?
  2. Welche Maßnahmen zur besseren Datenerfassung von informeller Arbeit können von der internationalen Staatengemeinschaft ergriffen werden?
  3. Wie können Digitalisierung und neue Technologien dazu genutzt werden, gerade in Ländern in denen die Mehrheit der Arbeitnehmer*innen im informellen Sektor beschäftigt ist, neue Arbeitsplätze in der formellen Wirtschaft zu schaffen, um möglichst vielen Menschen den Aufstieg aus ungesicherten Verhältnissen zu ermöglichen? Welche Rolle könnten die Vereinten Nationen in dieser Entwicklung spielen?
  4. Wie könnten bereits existierende nationale Gesetze zum Schutz der Menschenrechte, wie etwa das deutsche Lieferkettengesetz, auf globaler Ebene umgesetzt werden?
  5. Welche Maßnahmen müssen jetzt ergriffen werden, um die durch COVID-19 verursachten Schäden im Kampf für Gleichberechtigung und globale Bildungssysteme nicht weiter ausarten zu lassen?
  6. Gängige Geschlechternormen und Diskriminierung führen weltweit dazu, dass gerade junge Mädchen überproportional von Kinderarbeit betroffen sind. Welche Schritte kann die internationale Staatengemeinschaft einleiten, um dem entgegenzuwirken?
  7. SDG 8 spricht von der Abschaffung von Kinderarbeit bis 2025. Sollten die UN hinsichtlich der verbleibenden Zeit an dieser Stelle eine kritische Bilanz ziehen, auf welche aufbauend die bisherigen Strategien noch einmal überdacht werden können?

3. Einführung

“Rahil drückt ihren Sohn Yonas ein allerletztes mal an sich, bevor sie ihn zurück in die Wiege legt und sich auf den Weg zu den libanesischen Behörden macht, wohlwissend, dass sie zurück nach Äthiopien abgeschoben werden wird. Aber was soll sie tun? Ihre gefälschten Aufenthaltspapiere sind abgelaufen und sie hat kein Geld, um sich neue zuzulegen. Ihre Ausweisdokumente werden von der Arbeitsvermittlungsagentur zurückgehalten und Ihr Säugling Yonas ist ein undokumentiertes Kind, ohne Zukunft in ihrem Heimatland. Sie hat keine Wahl.”[1]

 

Dieser Ausschnitt aus dem libanesischem Drama “Capernaum” von Nadine Labaki aus dem Jahr 2018 ist keineswegs Fiktion. Der Film behandelt unter anderem das Schicksal der jungen Äthiopierin Rahil, welche als Migrantin in der Parallelgesellschaft des Libanon jeden Tag um ihre Existenz und die ihres Sohnes Yonas zu kämpfen hat. Und damit ist sie nicht alleine: Im Libanon leben geschätzte 200.000 sogenannte “Migrant Domestic Workers” (MDWs), oftmals ohne jegliche Möglichkeit, sich auf ihre Arbeitnehmerrechte zu berufen. Dazu gehören beispielsweise ein Mindestlohn, eine Begrenzung der Arbeitszeit, ein wöchentlicher Ruhetag, Überstundenzuschläge und die Vereinigungsfreiheit. Häufig führt ein Leben in dieser Schattenwelt die Arbeiter*innen an den Rand der Verzweiflung, was sich durch eine erhöhte Suizidrate äußert.

Der Libanon ist eines der kleinsten Länder der Welt und doch spiegeln die dortigen Verhältnisse die Lebensrealität vieler arbeitenden Menschen auf unserer Erde wider. Denn nach Angaben der ILO (International Labour Organization) liegt der Anteil von Menschen, die sich in informellen Beschäftigungsverhältnissen wiederfinden, bei zwei Milliarden (Stand 2018). Dies entspricht in etwa 61% der weltweiten Erwerbsbevölkerung. Auch wenn sich menschenunwürdige Arbeit häufig in Schattenwelten und hinter verschlossenen Türen abspielt, ist es ein globales Problem, das dringend der Aufmerksamkeit und Lösungen der UN bedarf.

4. Hintergrund und Grundsätzliches

(1) Jede*r hat das Recht auf Arbeit, auf freie Berufswahl, auf gerechte und befriedigende Arbeitsbedingungen sowie auf Schutz vor Arbeitslosigkeit.

(2) Jede*r, ohne Unterschied, hat das Recht auf gleichen Lohn für gleiche Arbeit.

(3) Jede*r, der*die arbeitet, hat das Recht auf gerechte und befriedigende Entlohnung, die ihr*m und seiner*ihrer Familie eine der menschlichen Würde entsprechen de Existenz sichert, gegebenenfalls ergänzt durch andere soziale Schutzmaßnahmen.

(4) Jede*r hat das Recht, zum Schutze seiner*ihrer Interessen Gewerkschaften zu bilden und solchen beizutreten.

Artikel 23 der UN-Menschenrechtscharta

 

Im oben abgebildeten Artikel 23 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte (AEM) legten die UN 1948 erstmals die Rechte eines jeden Menschen in Bezug auf die Arbeit fest. Damit diese vier Absätze sich aber auch in der Lebensrealität der Erwerbsbevölkerung widerspiegeln, müssen vor allem folgende Kernprobleme angegangen werden: Gleichberechtigung, Bildung und die Sicherung von Arbeitsverhältnissen. Ohne diese drei Komponenten ist und bleibt menschenwürdige Arbeit ein unerreichbares Ziel. Doch was genau bedeutet menschenwürdige Arbeit eigentlich?

Die Internationale Arbeitsorganisation (International Labor Organization, ILO) formuliert es wie folgt: “Menschenwürdige Arbeit umfasst {...}:

  • Chance auf produktive Arbeit und ein gerechtes Einkommen
  • Sicherheit am Arbeitsplatz
  • Soziale Absicherung für Familien
  • Bessere Aussichten für die persönliche Entwicklung
  • Freiheit, Sorgen am Arbeitsplatz zu äußern und sich organisieren zu können
  • Teilnahme an Entscheidungsbildungsprozessen
  • Chancengleichheit mit Blick auf die Behandlung von Frauen und Männern in der Arbeitswelt”

 

Im Jahr 1999 rückte die ILO mit der Verabschiedung der Decent Work Agenda (“Agenda für menschenwürdige/angemessene Arbeit”) das Thema Menschenwürdige Arbeit erstmals vollends in den Fokus der internationalen Staatengemeinschaft. Auch wenn “decent work” bereits zuvor ein angestrebtes Ziel war, so wurde einer eher inhaltslosen Hülle nun klare Inhalte und Ziele verliehen. Mit Erfolg. So konnte die ILO alleine zwischen 2016 und 2017 durch ihre Maßnahmen in 130 Ländern der Welt Regierungen, Arbeitgeber*innen- und Arbeitnehmer*innenorganisationen zusammenbringen und gemeinsam effektive Strategien für menschenwürdige Arbeit entwickeln. 2015 wurde das Ziel “Menschenwürdige Arbeit für alle” gar durch die UN-Generalversammlung unter SDG 8 als fester Bestandteil der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung aufgenommen. Dort heißt es: “Dauerhaftes, breitenwirksames und nachhaltiges Wirtschaftswachstum, produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle fördern”.

Was aber nun konkret innerhalb der nächsten neun bzw. fünf Jahre zur Verwirklichung von menschenwürdiger Arbeit beitragen soll, werden Sie in der diesjährigen Sitzung der Sozialentwicklungskommission diskutieren.

Zusammengefasst gilt es drastische Veränderungen in folgenden Punkten herbeizuführen:

 

  1. Die Gleichberechtigung von Männern und Frauen, sowie jungen Menschen und Menschen mit Behinderungen.
  2. Die Wichtigkeit von Qualität und Umfang der Schul- und Berufsausbildung.
  3. Die Qualität der Arbeit: Abschaffung von Zwangsarbeit, moderner Sklaverei, Menschenhandel, Beseitigung von Kinderarbeit & Beendigung des Einsatzes von Kindersoldaten.
  4. Der Schutz von Arbeitsrechten & die Schaffung sicherer Arbeitsumgebungen, auch für Wanderarbeitnehmer*innen und Menschen in prekären Beschäftigungsverhältnissen.

5. Aktuelles

Mit der Agenda 2030 hat sich die Staatengemeinschaft vor 6 Jahren das Ziel gesetzt, die globalen Wirtschaftsstrukturen nachhaltig so zu reformieren, dass alle daran teilhaben können. Problematiken wie Gleichberechtigung, Kinderarbeit und mangelnde Aussicht auf Bildung soll durch strukturellen Reformen klar entgegengetreten werden. Doch mit welcher Situation sehen sich die Vereinten Nationen heute konfrontiert? Wie weit ist der Weg tatsächlich, um eine gerechte Welt für alle zu erschaffen - gerade in Bezug auf die Arbeit?

 

In Sachen Gleichberechtigung sind Stand 2021 insbesondere Frauen und junge Menschen durch ihre Überrepräsentation in Wirtschaftszweigen, in denen Arbeitsverhältnisse wenig beständig und von geringer Sicherheit sind, überproportional stark von Arbeitslosigkeit betroffen. Gemeint sind etwa die Gastronomie und die Manufaktur, beides Wirtschaftssektoren, welche besonders unter der derzeitigen Pandemie leiden. Desweiteren lässt sich in dem Anstieg von Jugendlichen ohne Schulbildung, Ausbildung oder Erwerbstätigkeit, eine klare Diskrepanz zwischen weiblichen und männlichen Personen beobachten: 31,1% aller jungen Frauen befinden sich derzeit in der prekären Lage in keinerlei Form von Schul- oder Berufsbildung eingebunden zu sein. Dagegen sind es “nur” 14% aller jungen Männer in der gleichen Situation. Doch auch vor der Pandemie hatte die Gleichberechtigung der Geschlechter noch einen langen Weg vor sich. So ließ sich beispielsweise in der weltweiten Vergütung der Arbeitsleistung ein deutliches Missverhältnis feststellen: Stand 2017 betrug der durchschnittliche Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen etwa ganze 12%. Nicht-binäre oder Trans-Personen stehen noch vor weit größeren Herausforderungen und sind auch in Ländern, in denen sie und ihre Gender-Identität rechtlich anerkannt wird, häufiger von Arbeitslosigkeit und prekären Arbeitsverhältnissen betroffen.

 

Auch wenn es um Schulbildung geht, sieht die derzeitige Situation alles andere als rosig aus: Laut dem Bundesamt für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung befinden sich derzeit 267 Millionen Menschen zwischen 15 und 24 Jahren weder in einer Schul- noch in einer Berufsausbildung. Gleichzeitig stagnierte der Rückgang der Anzahl von jungen Menschen, die Kinderarbeit leisten, das erste mal seit zwei Jahrzehnten und stieg zuletzt gar auf 160 Millionen an. Der Zusammenhang zwischen fehlendem Zugang zu Bildung und Kinderarbeit wurde durch die Pandemie noch einmal stark untermauert. Es besteht kein Zweifel daran, dass erheblich mehr getan muss, um den globalen Bildungssektor auszuweiten und Kinderarbeit einzudämmen. 

 

Traurigerweise arbeiten die meisten der weltweit berufstätigen Menschen unter Arbeitsbedingungen wie sie in der eingangs erwähnten Schattengesellschaft des Libanon Status quo sind. Dazu gehören etwa das Fehlen eines Mindestlohns, einer Begrenzung der Arbeitszeit, eines wöchentlichen Ruhetags, Überstundenvergütung und Vereinigungsfreiheit. Hinzu kommt, dass die Implementierung von Lockdowns aufgrund von COVID-19 ab 2020 Millionen von Menschen weltweit aus der formellen Wirtschaft in den informellen Sektor drängte. Anderen wiederum, ohnehin schon in prekären Situationen, raubte die Pandemie den Rest ihrer bereits dürftigen Entscheidungsfreiheit. Für viele heißt es “To die from hunger or from the virus”.

 

Stand 2021 hat die Staatengemeinschaft es mit rund 40,3 Millionen Opfern von moderner Sklaverei zu tun, jedes vierte davon ein Kind. Von den 24,9 Millionen Menschen die Zwangsarbeit leisten müssen, werden alleine 4,8 Millionen in der Sex-Arbeitsindustrie ausgebeutet. Hier ist die Schere zwischen den Geschlechtern besonders groß: In der kommerziellen Sexarbeit sind 99% der Beschäftigten Frauen (inkl. Trans-Frauen) und auch in den anderen Zwangsarbeits-Sektoren stellen sie über 50% der Arbeitskräfte.

 

Seit zwei Jahren wird der Kampf um menschenwürdige Arbeit für alle weitgehend durch das Coronavirus bestimmt. Der Ausbruch der COVID-19 Pandemie Ende 2019 führte zur stärksten Rezession der globalen Wirtschaft seit der Großen Depression von 1929. Diese äußert sich insbesondere durch gravierende Auswirkungen auf das Leben der Menschen in sogenannten Schwellen- und Entwicklungsländern, wo meist bereits vor der Pandemie in Bezug auf faire Arbeitsbedingungen schlechtere Verhältnisse herrschten. Und auch wenn durchaus einige Fortschritte zu beobachten waren (bspw. steigender real BIP), führte die COVID-19 Pandemie unweigerlich zum Verlust dieser wenigen Errungenschaften. Teilweise irreparable Schäden werden in der Zukunft die Staatengemeinschaft und die Vereinten Nationen auf die Probe stellen, um zumindest wieder zum Status Quo vor COVID zurückzukehren.

6. Probleme und Lösungsansätze

Hier finden Sie einige der Problemstellungen und die dazugehörigen Lösungsansätze, mit denen sich die Vereinten Nationen unweigerlich auseinandersetzen müssen, um den derzeitigen Zuständen von menschenwürdiger Arbeit entgegenwirken zu können:

 

Arbeitslosigkeit drängt viele Menschen in den informellen Sektor fern jeder sozialen Absicherung. Eine Stärkung der formellen Wirtschaft auf globaler Ebene ist daher dringend vonnöten. Dazu gehören unter anderem die Entwicklung vielversprechender und jobschaffender Wirtschaftszweige wie etwa der eines nachhaltigen Tourismus, der lokale Kultur und Produkte fördert und die Abhängigkeit von Drittstaaten in diesen Sektoren verringert. Natürlich birgt der informelle Wirtschaftssektor auch seine Vorteile, zum Beispiel den einfachen Einstieg in ein Arbeitsverhältnis ohne bürokratische Hürden. Jedoch ist dies von wenig Relevanz, solange ganzen Familien über Generationen hinweg der Anspruch auf menschenwürdige Arbeit wie sie in der AEMR festgehalten ist, verwehrt wird.

 

Zusätzlich zur informellen Arbeit muss die Staatengemeinschaft auch die formelle Arbeit angehen. In der globalen Wirtschaft gibt es Millionen Arbeitnehmer*innen, die trotz formeller Arbeit ohne soziale Absicherung und Schutz dastehen und deren Rechte tagtäglich verletzt werden. Letzten Endes nützen alle Maßnahmen der Staatengemeinschaft im Bereich der informellen Arbeit nichts, wenn über die Hälfte der globalen Wirtschaft sich durch die Abwesenheit von sozialer Absicherung und Schutz von formellen Arbeitnehmer*innen auszeichnet.

 

Desweiteren müssen die Investition und der Ausbau des globalen Bildungssektors in Angriff genommen werden, um so vielen Kindern wie möglich die Chance auf eine solide Schul- und Berufsausbildung zu geben. Bereits bestehende globale Bildungskooperationen sollten fundamental gestärkt werden: Das Bildungsniveau ist der Schlüsselfaktor zur Überwindung der Informalität. Mit steigendem Bildungsniveau geht weltweit der Anteil der in der informellen Wirtschaft arbeitenden Menschen zurück.

 

Solange das Problem der Geschlechtergleichstellung nicht mit dem gleichen Pragmatismus angegangen wird, bleibt menschenwürdige Arbeit jedoch eine Illusion. Es ist nötig, den Lohnunterschied zwischen den Geschlechtern drastisch zu verkleinern, beispielsweise durch entsprechende Vorgaben und Regulierungen auch in der Privatwirtschaft. Desweiteren sollte ein besonderer Fokus darauf gelegt werden, jungen Frauen den Zugang zu Schulbildung zu erleichtern, um Formen moderner Sklaverei, wie etwa Zwangsheirat, möglichst früh zu unterbinden. Zu guter Letzt müssen Maßnahmen eingeführt werden, welche gerade (junge) Migrantinnen und Mütter in gesicherte soziale Verhältnisse einbinden, falls diese nicht vorhanden sind.

 

Um auch die reichen Industrieländern zur Verantwortung zu ziehen, muss eine Stärkung von Menschenrechten und Sozialstandards in globalen Lieferketten umgesetzt werden, beispielsweise durch die weltweite Einführung nationaler Gesetze, wie etwa des deutschen Lieferkettengesetzes. Das “Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz” ist ein von der Bundesrepublik Deutschland eingeführtes Gesetz zur Einhaltung “grundlegender Menschenrechtsstandards” in den Produktions- und Lieferketten deutscher Unternehmen. Das Gesetz sieht vor, dass deutsche Unternehmen bei der Herstellung ihrer Produkte von der Manufaktur bis zum Vertrieb sicherstellen müssen, dass sich an internationale Menschenrechtsstandards gehalten wird. Ziel ist es laut eigenen Angaben “insbesondere das Verbot von Kinderarbeit durchzusetzen”.

7. Hinweise zur Recherche

Zuerst einmal bietet es sich für dieses Thema an, auf der SDG Tracker Webseite nachzuvollziehen, wie gut ihr Land bereits das SDG 8 umsetzt.

Weiterhin ist es empfehlenswert, zu recherchieren, wie die Arbeitsbedingungen in dem Land, das Sie vertreten, sind. Welche rechtlichen Rahmenbedingungen gibt es? Wie viele Menschen arbeiten im informellen Sektor? Wie sind Gender Kennzahlen? Gab es in der letzten Zeit Unfälle oder größere Skandale? Diese können Sie häufig gut über die Suche in der Presse finden. Sie können einfach in Ihrer Suchmaschine den “News” Tab verwenden oder aber auf Nachrichtenportalen direkt schauen. Für den globalen Süden bietet sich insbesondere das englischsprachige Portal AlJazeera an. Eine gute Quelle ist außerdem die Webseite des Auswärtigen Amtes, auf der Sie neben konkreten Hinweisen zu Konflikten etc. auch viele deutschsprachige Artikel zu den verschiedenen Ländern finden.

Wie sind außerdem die Konsumgewohnheiten in Ihrem Land? Gibt es ein Lieferkettengesetz? In welchem Ausmaß ist der Konsum verantwortlich für Arbeitsrechtsverstöße in anderen Ländern und Weltregionen?

8. Lexikon

Lieferkettengesetz

Das “Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz” ist ein von der Bundesrepublik Deutschland eingeführtes Gesetz zur Einhaltung “grundlegender Menschenrechtsstandards” in den Produktions- und Lieferketten deutscher Unternehmen. Das Gesetz sieht vor, dass deutsche Unternehmen bei der Herstellung ihrer Produkte von der Manufaktur bis zum Vertrieb sicherstellen müssen, dass sich an internationale Menschenrechtsstandards gehalten wird. Ziel ist es laut eigenen Angaben “insbesondere das Verbot von Kinderarbeit durchzusetzen”.

Für mehr Informationen siehe: Quellen - Punkt 6 - BMZ - “Das Lieferkettengesetz ist da”

 

AEM (Allgemeine Erklärung der Menschenrechte)

Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte ist eine rechtlich nicht bindende Resolution der Generalversammlung der Vereinten Nationen zu den Menschenrechten. Sie wurde am 10. Dezember 1948 in Paris verkündet und setzt sich aus 30 Artikeln zusammen.

 

Sustainable Development Goal 8: Übersicht

  • Die Wirtschaft in weniger entwickelten Ländern soll um mindestens sieben Prozent jährlich wachsen
  • Ein höheres Maß an wirtschaftlicher Produktivität und den stärkeren Einbezug von Frauen in das Wirtschaftssystem
  • Verbesserter Zugang zu bedarfsgerechten Finanzdienstleistungen für kleine und mittlere, insbesondere frauengeführte, Unternehmen
  • Stärkung der Kapazität inländischer Finanzinstitutionen
  • Wirtschaftsleistung und Wohlstand vom Ressourcenverbrauch entkoppeln
  •  Menschenwürdige Arbeit und Vollbeschäftigung für alle erreichen
  • Abschaffung von Zwangsarbeit und Menschenhandel
  • Kinderarbeit bis 2025 beenden
  • Förderung von nachhaltigem Tourismus

 

Informelle Wirtschaft; Informeller Sektor; Schattenwirtschaft

Als informelle Wirtschaft (auch informeller Sektor oder Schattenwirtschaft) wird jener Teil einer Volkswirtschaft bezeichnet, dessen wirtschaftliche Tätigkeiten nicht in der offiziellen Statistik erfasst sind. In industrialisierten Ländern wird häufig vom informellen Sektor als legalem Teil der Schattenwirtschaft in Abgrenzung zur illegalen Schattenwirtschaft (Schwarzarbeit und Schwarzmarkt) gesprochen. In Entwicklungsländern gehören die Herstellung und der Verkauf von Produkten auf lokalen Märkten und einfache Dienstleistungen dazu. Durch den informellen Sektor erhöht sich das BIP eines Landes nur indirekt, da sich durch die Wertschöpfung in diesem Bereich Umsatzsteigerungen im formellen Sektor ergeben können. Arbeiten im informellen Sektor ist nicht gleichzusetzen mit Armut. Armut kann aber Ursache als auch Folge der Informellen Beschäftigung sein. Für hunderte Millionen von Menschen bedeutet informelle Arbeit geringer Sozialschutz, keine Arbeitsrechte und Mangel an menschenwürdiger Arbeit.

Modern Slavery; Moderne Sklaverei

Obwohl moderne Sklaverei nicht gesetzlich definiert ist, wird er als Sammelbegriff verwendet, der sich Im Wesentlichen auf Ausbeutungssituationen bezieht, die eine Person aufgrund von Drohungen, Gewalt, Nötigung, Täuschung und/oder Machtmissbrauch nicht ablehnen oder verlassen kann.

 

Nicht-binäre Personen; Transpersonen

Nicht-binäre Personen haben eine Gender-Identität, die sich nicht einem der beiden binären Geschlechter weiblich oder männlich zuordnet. Transpersonen haben ein anderes Gender als das, was ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde.

 

9. Quellen

  1. International Labour Organization
  • Was ist die ILO

https://www.ilo.org/global/about-the-ilo/lang--en/index.htm

  • Global Estimates of Modern Slavery: Forced Labour and Forced Marriage

https://www.ilo.org/global/publications/books/WCMS_575479/lang--en/index.htm

  • Goal #8: Decent work and economic growth

https://www.ilo.org/global/topics/sdg-2030/goal-8/lang--en/index.htm

  • Fewer women than men will regain employment during the COVID-19 recovery says ILO

https://www.ilo.org/global/about-the-ilo/newsroom/news/WCMS_813449/lang--en/index.htm

  • Mehr als 60 Prozent der globalen Erwerbsbevölkerung arbeiten in der informellen Wirtschaft

https://www.ilo.org/berlin/presseinformationen/WCMS_627629/lang--de/index.htm

  • Weltweite Kinderarbeit steigt auf 160 Millionen

https://www.ilo.org/berlin/presseinformationen/WCMS_800232/lang--de/index.htm

  • Hintergrund: Die Decent Work Agenda der ILO – Fundament für soziale Gerechtigkeit

https://www.ilo.org/berlin/arbeitsfelder/kinderarbeit/WCMS_627790/lang--de/index.htm 

  1. SDG Tracker
  • Sustainable Development Goal 8

https://sdg-tracker.org/economic-growth#targets

  1. United Nations
  • Department of Economic and Social Affairs: SDG 8

https://sdgs.un.org/goals/goal8

  • Sustainability

https://www.un.org/en/academic-impact/sustainability

  • Decent Work and Economic Growth: Why it matters

https://www.un.org/sustainabledevelopment/wp-content/uploads/2016/08/8_Why-It-Matters-2020.pdf 

  •  Millennium Development Goals

https://www.un.org/millenniumgoals/bkgd.shtml

  1. Brot für die Welt
  • Global lernen: Menschenwürdige Arbeit

https://www.brot-fuer-die-welt.de/fileadmin/mediapool/2_Downloads/WeltGemeinde/Globales_Lernen_Jugend/GL_2017_01-_Menschenwuerd._Arbeit.pdf

  1. UNICEF
  1. BMZ
  • SDG 8: Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum

https://www.bmz.de/de/agenda-2030/sdg-8 

  1. IMF
  • The Informal Economy and Inclusive Growth

https://www.imf.org/en/News/Articles/2019/11/14/sp111419-the-informal-economy-and-inclusive-growth 

  1. Human Rights Watch
  • Lebanon: Migrant Domestic Workers Dying Every Week

https://www.hrw.org/news/2008/08/26/lebanon-migrant-domestic-workers-dying-every-week

  1. Wikipedia
  • Informelle Wirtschaft

https://de.wikipedia.org/wiki/Informelle_Wirtschaft 

Filme

  1. Amazon Prime
  • Capernaum: Stadt der Hoffnung

https://www.amazon.de/Capernaum-Hoffnung-Zain-Al-Rafeea/dp/B07MZ96FJ6

 

 

 

 

 

 

 

 

[1] “Capernaum” - Libanesiches Fillmdrama. Siehe “Quellen” um den Link zum Film zu finden.

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