forum Situation in Mali

Einführung in das Thema

An dieser Stelle sei eine Warnung ausgesprochen vor dem sehr expliziten Charakter von im Internet verfügbaren Beschreibungen, Bildern und Videoaufnahmen zu verschiedenen Formen von Gewalt, die im Konflikt begangen wurden!

 

1. Kurzzusammenfassung

 

Im westafrikanischen Mali herrschen seit 2012 bewaffnete Konflikte zwischen verschiedenen Akteur*innen wie der Regierung und zahlreichen säkularen und dschihadistischen Milizen. Eine der wichtigsten und am längsten andauernden Auseinandersetzungen besteht zwischen der Zentralregierung und separatistischen Gruppen der Tuareg im Norden Malis. Die Zivilbevölkerung Malis leidet stark unter den Kämpfen und der durch sie verschlimmerten wirtschaftlichen Krise. Seit 2013 führen mehrere internationale Akteur*innen militärische und zivile Missionen in Mali durch. Die Vereinten Nationen (UN) sind seit 2013 mit der Blauhelm-Mission MINUSMA in Mali - der verlustreichste Einsatz der UN seit 1953. Trotz der starken Militärpräsenz verschiedener Akteur*innen eskaliert die Sicherheitslage in Mali weiter. 2015 wurde ein Friedensvertrag mit einem Teil der Rebellen unterzeichnet, der aber bisher nicht hinreichend umgesetzt wurde. Das Land leidet unter extremer politischer Instabilität. Die Regierung des demokratisch gewählten, aber reformunwilligen Präsidenten Keïta wurde 2020 durch einen Putsch abgesetzt. Doch bevor eine Übergangsregierung die Arbeit aufnehmen konnte, putschte ein Teil des Militärs erneut. Demokratische Wahlen sind für 2022 angesetzt. Der Übergang von der militärischen zu einer zivilen Regierung stellt das Land und die internationalen Akteur*innen in Mali jedoch vor große Herausforderungen. Dringend nötige politisch-institutionelle Reformen werden nur schleppend angegangen, es herrscht eine schwere Wirtschaftskrise und unzählige bewaffnete Milizen und Splittergruppen fühlen sich keinen Verträgen verpflichtet. Die Aufgabe des UN-Sicherheitsrates ist es, in dieser Gemengelage koordinierend, stabilisierend und vermittelnd zu führen.

 

2. Punkte zur Diskussion

 

  • Wie sollte der Übergang von der militärischen zu einer zivilen, demokratisch gewählten Regierung in Mali aussehen?
  • Wie kann der UN-Sicherheitsrat diesen Übergang fördern? Welche Aufgaben sollte die MINUSMA bei diesem Übergang wahrnehmen?
  • Wie kann der Friedensprozess, insbesondere der, dessen Unterstützung Teil des Mandats der MINUSMA ist, wiederbelebt werden?
  • Reicht das bisherige Mandat der MINUSMA angesichts der großen Aufgaben beim Übergang und der gravierenden Sicherheitslage in Mali aus?
  • Was müssen die UN und ihre Gesandten in Mali tun, um das Vertrauen der breiten Bevölkerung zu erlangen bzw. wieder herzustellen?
  • Was sind die wichtigsten Reformen, die die Übergangsregierung und die zukünftige demokratisch gewählte Regierung Malis durchführen muss?

 

 

3. Einleitung

 

Die Lage in Mali ist unübersichtlich. Seit rund einem Jahrzehnt ist der westafrikanische Binnenstaat Schauplatz mehrerer bewaffneter Konflikte zwischen verschiedenen Akteur*innen, die sich entlang der Grenzen von Volksgruppen, Landesregionen sowie religiösen und politischen Zugehörigkeiten bekämpfen. Leidtragend ist die Zivilbevölkerung. Sie erfährt exzessive Gewalt von verschiedenen Milizen und bewaffneten Gruppen und leidet unter den andauernden Hungerkrisen und einer kaum eingedämmten Pandemie. Zur Verbesserung der humanitären und politischen Situation und der Sicherheitslage befinden sich verschiedene internationale Akteur*innen in Mali im Einsatz. Beobachter*innen zufolge verschlechtert sich die Sicherheitslage dennoch seit Jahren und die Ursachen der Konflikte bleiben ungelöst.

 

4. Hintergrund und Grundsätzliches

 

Um die komplizierte Gemengelage im heutigen Mali zu verstehen, muss man die historische Entwicklung der Konflikte nachvollziehen. Die Geburtsstunde des heutigen Mali ist die Unabhängigkeit von der Kolonialmacht Frankreich im Jahr 1960. Im heutigen Staatsgebiet leben rund 30 Volksgruppen mit traditionell unterschiedlichen religiösen Zugehörigkeiten und Lebensweisen. Einerseits führten willkürliche Grenzziehungen und eine erzwungene Umstrukturierung der Wirtschaft durch die Kolonialmacht zu Konflikten zwischen vorher weitgehend friedlich nebeneinander lebenden Volksgruppen; andererseits gab es schon in vorkolonialer Zeit gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen Ethnien.

 

In Mali überlagern sich heute verschiedene Konflikte. Es gibt bewaffnete Auseinandersetzungen und immer wieder blutige Massaker zwischen verschiedenen ethnischen Gruppierungen. Gleichzeitig verüben mehrere islamistische Gruppierungen im ganzen Land Anschläge und überfallen Dörfer. Zwischen der politischen Opposition und der Regierung gibt es ebenfalls Auseinandersetzungen. Und nicht zuletzt gibt es seit Jahrzehnten Konflikte zwischen Separatisten im Norden Malis, die vor allem zur Volksgruppe der Tuareg gehören, und der Zentralregierung, die die Einheit Malis durchsetzen will.

 

Seit 2012 eskalieren viele der einzelnen Brandherde. Der Konflikt zwischen der malischen Regierung und den Tuareg flammte bereits 1963, 1991 und 2006 auf, bevor Rebellen der Tuareg im Jahr 2012 erneut einen bewaffneten Aufstand gegen die Regierung begannen, um mit Azawad, dem nördlichen Teils Malis, einen unabhängigen Staat zu erlangen. Separatist*innen der Tuareg verbündeten sich mit mehreren islamistischen Terrorgruppen und konnten mithilfe erfahrener Kämpfer*innen und schwerer Waffen aus dem libyschen Bürgerkrieg innerhalb weniger Monate die Regierungstruppen aus Nordmali vertreiben. Nach wenigen Monaten der faktischen Unabhängigkeit Nordmalis vom Zentralstaat zerbrach der Bund zwischen Tuareg und Islamist*innen. Die Terrorgruppen vertrieben die Tuareg-Separatist*innen binnen kurzer Zeit aus den meisten bedeutenden Städten und expandierten weiter.

Als sich die militärische Situation der Regierungstruppen immer weiter verschlechterte und sie die Kontrolle über die Hauptstadt zu verlieren drohten, bat der malische Präsident im Januar 2013 die alte Kolonialmacht Frankreich und die UN um militärische Hilfe. Kurz darauf wurde er aus dem Amt geputscht. Mithilfe mehrerer tausend französischer Soldat*innen konnte die malische Regierung wichtige Städte wieder erobern. Die am Konflikt um die Unabhängigkeit Azawads beteiligten Parteien kündigten eine Waffenruhe an. Bald darauf wurde Ibrahim Boubacar Keïta, kurz IBK, als neuer Präsident demokratisch gewählt.

 

In Reaktion auf die Eskalation ab dem Jahr 2012 wurde im Juli 2013 die Multidimensionale Integrierte Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen in Mali (frz. Mission multidimensionnelle intégrée des Nations unies pour la stabilisation au Mali; MINUSMA) ins Leben gerufen. Ihre Aufgaben (ihr Mandat) hat der Sicherheitsrat der UN in seiner Resolution 2100 festgelegt. Darin formuliert er das Mandat der Mission: Bis zu 11.200 Soldat*innen sollten u.a.

  • die staatliche Autorität wiederherstellen
  • die Sicherheit der Bevölkerung gewährleisten
  • die Demokratisierung des politischen Prozesses unterstützen und
  • humanitäre Hilfe absichern.

Es war ausdrücklich nicht die Aufgabe von MINUSMA, im Konflikt zwischen der malischen Regierung und den Separatist*innen Partei zu ergreifen oder aktiv terroristische Gruppen zu bekämpfen. Darin besteht ein wichtiger Unterschied zur französischen Operation, die aufseiten der malischen Zentralregierung kämpfte und die Terrorismusbekämpfung zum Ziel hatte.

 

Zusätzlich zur französischen und der UN-Mission beteiligt sich der Regionalbundes G5 Sahel mit einem Kontingent von ca. 5000 Streitkräften an der MINUSMA und bekämpft terroristische Gruppen. Infolge der Resolution 2085 des Sicherheitsrates und auf Einladung der malischen Regierung führt die EU seit 2013 eine Mission zur Ausbildung von Sicherheitskräften in Mali durch, die European Union Training Mission Mali, kurz EUTM.

 

5. Aktuelles

 

Seit 2016 hat sich die Lage in der Sahelregion, zu der neben Mali noch einige Nachbarländer gehören, dramatisch verschlechtert. Die Zahl der Anschläge hat sich verfünffacht und allein 2019 starben im Sahel 4000 Menschen durch Anschläge. Seit 2020 gab es zwei Militärputsche und zuletzt wurde Mali auch Thema breiter politischer Debatten in Europa, als bekannt wurde, dass die Regierung mit russischen Söldnerorganisationen verhandelte. Frankreich hat inzwischen angekündigt, die Anti-Terror-Operation Barkhane zu beenden. Die europäische Trainingsmission EUTM wurde bisher bis 2024 verlängert und hat über 15.000 malische Sicherheitskräfte ausgebildet. Auch die UN-Mission MINUSMA wurde seit 2013 immer wieder verlängert, zur Zeit bis April 2022. Sie ist die verlustreichste UN-Mission seit 1953: 220 Blauhelmsoldat*innen starben im Einsatz. Gegen Truppen der G5 Sahel, die in die Blauhelmtruppen integriert sind, werden zahlreiche Vorwürfe von Menschenrechtsverletzungen erhoben. Ihre Soldat*innen sollen außergerichtliche Hinrichtungen durchgeführt und Menschen verschwinden lassen haben.

 

2015 hatten die (damals noch demokratisch gewählte) Regierung, internationale Vermittler*innen und säkulare Tuareg-Milizen ein Friedensabkommen unterzeichnet. Trotz großer Unterstützung internationaler Akteur*innen wie dem UN-Sicherheitsrat geht dessen Umsetzung aber bis heute schleppend voran. Dieses sogenannte Friedensabkommen von Algier von 2015 enthält vier zentrale Punkte:

  • Entwicklungsprogramme für Nord-Mali und eine stärkere Selbstverwaltung der Region,
  • die Entwaffnung, Demobilisierung und Wiedereingliederung von Angehörigen bewaffneter Gruppen,
  • einen nationalen Versöhnungsprozess und
  • umfangreiche politisch-institutionelle Reformen wie eine stärkere Dezentralisierung und Demokratisierung sowie Reformen der Sicherheitsbehörden.

 

Für den Vertrag wurde ein komplexer Mechanismus geschaffen. Vertreter*innen der Regierung formen zusammen mit Gesandten oppositioneller und rebellischer Gruppen Gremien und Kommissionen, die von Vertreter*innen der internationalen Gemeinschaft überblickt werden. Außerdem wurde eine nationale Wahrheits- und Versöhnungskommission geschaffen, die die vergangenen Konflikte aufarbeiten soll.

 

Nachdem der letzte demokratisch gewählte Präsident, IBK sich nach Ansicht großer Teile der Bevölkerung und externer Beobachtender unwillig oder unfähig erwiesen hat, notwendige politische Reformen durchzuführen, gab es massive Proteste aus der Bevölkerung. Im August 2020 putschte schließlich das Militär und zwang IBK zum Rücktritt. Das wurde von großen Teilen der Protestbewegung begrüßt. Die Putschist*innen formten eine Übergangsregierung mit Akteur*innen aus Zivilgesellschaft, Politik und Militär. Der eingesetzte Präsident Bah N’Daw wurde nicht einmal ein Jahr später seinerseits von seinen früheren Mitputschist*innen im Mai 2021 aus dem Amt geputscht. Die neue militärische Übergangsregierung kündigte an, innerhalb von 18 Monaten einen demokratischen Übergang zu organisieren. Diesen Übergang von einer militärischen zu einer zivilen Regierung zu organisieren, ist eine der zentralen Herausforderungen, der sich auch der UN-Sicherheitsrat annehmen muss.

 

6. Probleme und Lösungsansätze

 

Externe Akteur*innen wie die UN und Frankreich konnten durch ihre militärische Präsenz die Lage bisher nicht entscheidend verbessern. Trotz der Stationierung von rund 3.500 Soldat*innen der Operation Barkhane und 12.000 Blauhelmen erstarkten dschihadistische Gruppierungen und die Zahl der Anschläge nahm drastisch zu. Für viele Beobachter*innen steht deshalb fest, dass die UN-Mission MINUSMA kein Ordnungsfaktor sein kann, solange es keinen Fortschritt im Friedensprozess gibt. Deshalb sollten sich die internationalen Initiativen darauf konzentrieren, diesen Friedensprozess voranzubringen. Dieser geht zurzeit jedoch nur sehr schleppend voran.

 

Die sogenannte “Nationale Verständigungskonferenz” debattierte 2017 mit großer politischer und zivilgesellschaftlicher Beteiligung Gründe für die aktuelle Krise: Schlechte Regierungsführung, Korruption und mangelnde Rechtsstaatlichkeit sowie große wirtschaftliche Ungleichheit. Der Friedensprozess wird darüber hinaus dadurch erschwert, dass sich Teile der bewaffneten Gruppen, die das Abkommen unterzeichnet haben, abspalten und sich nicht mehr daran gebunden fühlen. Außerdem werden Gelder der internationalen Gemeinschaft zur Unterstützung des Prozesses nicht abgerufen oder versickern aufgrund der ineffizienten Verwaltungsstrukturen und weitverbreiteten Korruption.

 

Für eine langfristige Verbesserung der Lage sind deswegen nötig:

  • eine Verbesserung der sozioökonomischen Lage insbesondere der jungen Bevölkerung durch einen breiteren Zugang zu den Ressourcen und dadurch erwirtschafteten Gewinnen besonders im Norden Malis;
  • eine forcierte Umsetzung der politischen und institutionellen Reformen, die schon im Algier-Abkommen vereinbart wurden;
  • die Integration der Mitglieder bewaffneter Gruppen in die Gesellschaft und in die neuen Sicherheitsbehörden;

 

In seiner letzten Resolution zur Verlängerung des Mandats der MINUSMA drängte der UN-Sicherheitsrat die militärische Übergangsregierung, die im Algier-Abkommen und von der Nationalen Verständigungskonferenz vereinbarten Reformen umzusetzen und bis zum 27. Februar 2022 demokratische Präsidentschaftswahlen zu organisieren. Der Sicherheitsrat trug der MINUSMA auf, als oberste Priorität die Umsetzung des Friedensabkommens und den politischen Übergang zu unterstützen. Darüber hinaus betonte der Sicherheitsrat die Wichtigkeit des Kampfes gegen den Terrorismus durch die malischen Sicherheitsbehörden und die G5 Sahel.

 

Angesichts der bedrohlichen Sicherheitslage wird außerdem immer wieder diskutiert, ob der UN-Sicherheitsrat das Mandat für die UN-Truppen auf militärische Einsätze gegen terroristische Organisationen erweitern sollte. Eine Expert*innenkommission der UN stellte jedoch 2015 fest, dass Friedenstruppen nicht für die Terrorismusbekämpfung geeignet seien. Die Lage muss auch vor dem geplanten Abzug der französischen Antiterrormission Barkhane überdacht werden.

 

Während militärische Operationen gegen die terroristischen Organisationen auf absehbare Zeit weiter notwendig bleiben werden, muss gleichzeitig der Wiederaufbau beginnen. Statt Entwicklung als Folge von Sicherheit zu planen, muss Entwicklung als zentraler Teil von Sicherheit begriffen werden.

 

Der Sicherheitsrat der UN sollte als Vermittler und Koordinator auftreten. Er muss weiter Druck auf die malische Regierung ausüben, die notwendigen institutionellen Reformen durchzuführen. Der Kampf gegen die Straflosigkeit geht weiter schleppend voran. Die MINUSMA unterstützt bereits in wenigen Fällen Gerichtsprozesse durch technische und logistische Hilfe und sichert Gerichtsgebäude. Zudem unterstützt sie bereits seit einiger Zeit als neutrale Vermittlungsinstanz Dialogprojekte zwischen verfeindeten Gemeinden und ethnischen Gruppen. Diese Initiativen bleiben allerdings angesichts der begrenzten Ressourcen der Mission, der Größe Malis und des geringen Einflusses der Regierung auf die ländlichen Regionen vereinzelt. Die Blauhelmtruppen könnten darüber hinaus bei der Beobachtung und Absicherung von demokratischen Wahlen unterstützen. Ein großes Problem bleibt aktuell jedoch das mangelnde Vertrauen der Bevölkerung in den Übergang und die Akteur*innen der UN vor Ort. Nur 38 Prozent der Bevölkerung sind zufrieden mit der Arbeit der MINUSMA, wie eine repräsentative Umfrage der Friedrich-Ebert-Stiftung mit 2258 Teilnehmenden aus dem März 2021 zeigte.

 

Nicht nur die MINUSMA, vor allem in erster Linie humanitäre Hilfsprojekte sind schließlich auch noch chronisch unterfinanziert. Die verfügbaren Gelder wurden im Jahr 2021 gegenüber den Jahren 2012 und 2013 um rund ein Drittel gekürzt, obwohl die Anzahl von Vertriebenen in Mali seit 2016 wieder stark zunimmt.

 

7. Hinweise zur Recherche

 

Dieser Gremientext zur Situation in Mali kann viele wichtige Probleme nur anreißen und komplexe historische Entwicklungen nur vereinfacht darstellen. Zur weiteren Recherche zur Position Ihres Landes oder Ihrer Organisation bietet sich für eine allgemeine Einführung in die Situation in Mali der Artikel “Mali” der Bundeszentrale für Politische Bildung an. Um einen Überblick über die Konflikthistorie und die beteiligten Parteien zu gewinnen, können Sie auch die Übersicht des Zentrums für internationale Friedenseinsätze über die internationalen Einsätze in Mali und im Sahel nutzen. Für eine Einschätzung des Standes des Friedensprozesses eineinhalb Jahre nach Beginn ist der Artikel der Stiftung Wissenschaft & Politik sehr zu empfehlen.

 

Die offiziellen Dokumente des UN-Sicherheitsrates finden Sie unter https://research.un.org/en/docs/sc/quick/meetings/2021. Wenn Sie nach dem Stichwort “Mali “ suchen, werden Sie schnell fündig. Auf der linken Seite können die Protokolle der Sitzung einsehen. Das kann sehr hilfreich sein, wenn Sie die Position Ihres Landes herausfinden möchten. Auf der rechten Seite finden Sie ggf. verabschiedete Resolutionen. Der Financial Tracking Service des United Nations Office for the Coordination of Humanitarian Affairs schlüsselt die finanziellen Hilfen an Mali nach einzelnen Staaten oder Bündnisse auf: https://fts.unocha.org/countries/137/summary/2020. Dessen Ressourcen können Sie verwenden, um herauszufinden, ob sich Ihr Land finanziell einbringt. Ebenfalls interessant könnte sein, ob sich Ihr Land personell an der MINUSMA beteiligt. Das können Sie hier nachschauen: https://peacekeeping.un.org/en/troop-and-police-contributors bzw. https://minusma.unmissions.org/en/file/9455/download?token=JZRLXkIb.

 

 

8. Lexikon

 

Tuareg: Die Tuareg sind eine Volksgruppe aus ca. zwei Millionen Menschen, die traditionell nomadisch im Gebiet der Sahara und des Sahel leben. Der Begriff Tuareg ist ein Begriff, der sich während der Kolonialzeit eingebürgert hat. Des Kontextes dieses Begriffs sollte man sich bewusst sein. Angehörige der Tuareg im heutigen Mali bezeichnen sich selbst als Imushagh (sprich: Imuschach).

 

Separatistisch: Das politische Ziel, einen eigenständigen Staat im Staatsgebiet des bisher bestehenden Staates zu gründen und sich mit einem Territorium davon abzuspalten.

 

Blauhelme: Bezeichnung für die Friedenstruppen der UN. Die Soldat*innen werden von Mitgliedstaaten der UN entsendet und vom UN-Sicherheitsrat in den Einsatz geschickt.

 

Institutionelle Reformen: Veränderungen von wichtigen Einrichtungen eines Staates, wie etwa der Sicherheitsbehörden, der Gerichte, Staatsanwaltschaften oder des Verwaltungsapparats der Regierung.

 

Miliz: Inoffizielle bewaffnete Gruppierungen, die nicht der Streitkräfte einer Regierung angehören und sich polizeiliche oder militärische Kompetenzen anmaßen.

 

G5 Sahel: Regionalorganisation im Sahel zur Zusammenarbeit u.a. bei der Armutsbekämpfung und der Sicherheit, bestehend aus Mauretanien, Mali, Niger, Burkina Faso und dem Tschad.

 

Entwaffnung, Demobilisierung und Wiedereingliederung: Schlagwort aus der Konfliktbewältigung, unter dem zusammengefasst wird, dass nach einem Konflikt die Mitglieder bewaffneter Gruppen zunächst entwaffnet, um die Gewalt zu beenden, demobilisiert, also von den Fronten zurückgezogen, und schließlich wieder in die Gesellschaft eingegliedert werden müssen, um zu verhindern, dass der Konflikt etwa aufgrund der Perspektivlosigkeit der Ex-Kämpfer*innen wieder ausbricht.

 

Dschihadismus: Dieser Begriff wird im Westen genutzt, um bewaffnete Gruppen mit extremistischen und auf Ausbreitung ausgerichtete Auslegungen des Islam zu beschreiben. Dschihadistische Gruppierungen sind zum Beispiel der sogenannte Islamische Staat, al-Qaida, al-Schabaab oder Ansar-Dine.

 

Humanitäre Situation: Wenn man von der humanitären Situation spricht, meint man zum Beispiel, dass Menschen einen guten oder schlechten Zugang zu Nahrungsmitteln, Sicherheit vor Gewalt, saubere Toiletten o.Ä. haben.

 

Sakulär: Nicht-religiös

 

 

9. Weiterführende Dokumente

 

Christian, Klatt, Mali, Bamako, 5.11.2020, https://www.bpb.de/internationales/weltweit/innerstaatliche-konflikte/175842/mali - Allgemeine Einführung in die Situation in Nordmali mit kurzem historischen Abriss, Problemanalyse und Ausblick.

 

EU Training Mission in Mali, Fact Sheet EUTM Mali, https://eutmmali.eu/wp-content/uploads/2021/07/20210715_Fact-Sheet-EUTM-Mali-1.pdf - Übersichtliche Darstellung der wichtigsten Fakten zur EUTM Mali-Mission durch die Organisation selbst.

 

Financial Tracking Service des United Nations Office for the Coordination of Humanitarian Affairs, https://fts.unocha.org/countries/137/summary/2020 - Übersicht über die Finanzierung humanitärer Projekte in Mali nach Geberland und Jahr aufgeschlüsselt.

 

Internal Displacement Monitoring Centre, Internal Displacement in Mali, https://www.internal-displacement.org/countries/mali - Darstellung der Binnenfluchtbewegungen in Mali zwischen 2019 und 2020 nach Region Ursache aufgeschlüsselt, kann als Indikator für die humanitäre Lage herangezogen werden.

 

Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, Resolution 2100, 25. April 2013, https://www.un.org/Depts/german/sr/sr_12-13/sr2100.pdf - Ersterteilung des Mandats an MINUSMA.

 

Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, Resolution 2584, 29. Juni 2021, https://www.securitycouncilreport.org/atf/cf/%7B65BFCF9B-6D27-4E9C-8CD3-CF6E4FF96FF9%7D/S_RES_2584.pdf - Letzte Verlängerung des Mandats der MINUSMA bis 2022 durch den UN-Sicherheitsrat (Aktenzeichen S/RES/2584):

 

Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, Situation in Mali: Report of the Secretary-General, Juni 2021, https://undocs.org/S/2021/519 - Letzter Bericht des Generalsekretärs an den Sicherheitsrat zur Situation in Mali (Aktenzeichen S/2021/519).

 

Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), Mali: Friedensprozess ohne Stabilisierung, November 2016,

https://www.swp-berlin.org/publications/products/aktuell/2016A75_tll.pdf - Einschätzungen zum Friedensprozess eineinhalb Jahre nach dessen Beginn.

 

United Nations Peacekeeping, MINUSMA Fact Sheet, https://peacekeeping.un.org/en/mission/minusma - Übersichtliche Darstellung der wichtigsten Fakten zu MINUSMA durch die UN.

 

Zentrum für internationale Friedenseinsätze (ZIF), Die Krise der Sahelzone, https://www.zif-berlin.org/sahel-mali-niger - Übersichtliche Darstellung der internationalen Einsätze in Mali und im Sahel durch das ZIF.

 

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