forum Zusammenarbeit mit religiösen Akteur*innen in der Friedenskonsolidierung

Einführung in das Thema

Gremientext Kommission für Friedenskonsolidierung

Zusammenarbeit mit religiösen Akteur*innen in der Friedenskonsolidierung

1. Kurzzusammenfassung

Friedenskonsolidierung (engl. Peacebuilding) beschreibt “Maßnahmen zur Bestimmung und Förderung von Strukturen, die geeignet sind, den Frieden zu festigen und zu konsolidieren, um das Wiederaufleben eines Konflikts zu verhindern.” (UN SR 1992, S. 6). Diese Maßnahmen werden in Ländern eingesetzt, nachdem dort ein bewaffneter Konflikt zu Ende gegangen ist.

Religiöse Einrichtungen und Akteur*innen können zur Friedenskonsolidierung beitragen, weil sie eine soziale Rolle in der Gesellschaft einnehmen und Teil der Zivilgesellschaft sind. Sie mobilisieren Menschen, können Bildungsangebote schaffen, sind inklusiv für alle Menschen, und bieten einen Raum außerhalb von politischen Organisationen für Austausch und um sich für Themen (wie z.B. Menschenrechte) einzusetzen. Weiterhin können sie als Mediator*innen wirken und zwischen verschiedenen Gruppen vermitteln.

Die UN hat 1992 eine “Agenda für den Frieden” aufgesetzt und sich darin die Friedenskonsolidierung als Ziel gesetzt. Zu den Aufgaben der 2006 gegründeten Kommission für Friedenskonsolidierung (KFK) gehört es, verschiedene, an der Friedenskonsolidierung beteiligte Akteur*innen zusammenzubringen (z.B. Regierungen, UN-Organisationen, regionale Organisationen, Finanzinstitutionen und Geberländer, die Zivilgesellschaft).

Herausforderungen stellen sich der KFK in der Koordination der verschiedenen Akteur*innen in der Finanzierung von Aktivitäten sowie der Kommunikation über diese. Hierzu gibt es aktuell Reformbemühungen. Darüber hinaus gibt es diverse allgemeine Herausforderungen bei der Friedenskonsolidierung, z.B. Feindbilder und Vorurteile zwischen den Konfliktparteien, der Einfluss von Hardlinern, ein fehlender Begegnungsraum oder das Ausnutzen von emotionalen Ereignissen aus der Vergangenheit, um Vorurteile zu wecken. Beim Einbezug von religiösen Akteur*innen besteht zudem die Gefahr der Instrumentalisierung der Religion, vor allem wenn die Akteur*innen Teil der Konfliktparteien sind.

Die KFK behandelt die Zusammenarbeit mit religiösen Akteur*innen nicht gesondert als Arbeitsfeld, sondern schließt sie durch die Arbeit mit lokalen Akteur*innen oder Friedenspartnerschaften wie interreligiösen Foren ein.

2. Punkte zur Diskussion 

  • Wie kann die Zusammenarbeit mit religiösen Akteur*innen helfen, die Herausforderungen der Friedenskonsolidierung zu lösen? Was sind Gründe dafür?
  • Unter welchen Umständen sollten religiöse Akteur*innen in die Friedenskonsolidierung eingebunden werden? Können Verhandlungen mit religiösen Gruppen der neuen Entfachung von Konflikten vorbeugen? (u.a. Unterschied Konfliktpartei/Außenstehende; Verankerung der Religion in der Gesellschaft; Konfliktkonstellationen; Bezug der Religion/religiösen Akteur*innen zur Regierung/Politik)
  • Was spricht dafür oder dagegen, dass die KFK die Zusammenarbeit mit religiösen Akteur*innen bzw. die Rolle von Religion als eigenständiges Themenfeld aufnimmt?
  • Welche Kooperationen könnten sich für die KFK als gewinnversprechend herausstellen? Weshalb ist das so, und wie könnte eine Zusammenarbeit konkret aussehen?
  • Wie können mögliche Risiken, welche bei der Einbindung religiöser Akteur*innen auftreten können, umgangen werden? (Stichwort Instrumentalisierung, die Versteifung auf Gemeinsamkeiten/Unterschiede bei der religiösen Zugehörigkeit)

3. Einleitung

Probleme der Rolle von Religion in (bewaffneten) Konflikten sind allseits diskutiert und bekannt. So bieten radikale Gruppen Auffangbecken für Menschen, die lokale Regierungen nicht beachten, oder sie bieten (vermeintliche) Stabilität, wo die Politik versagt – wie es die Taliban ab 2007 in Pakistan mit religiösen Bildungseinrichtungen für Kinder umsetzten, oder der IS es 2014 in Syrien mit der Durchsetzung des islamischen Gesetzes, der Scharia, versuchte. Dabei leidet oft die Bevölkerung der betroffenen Konfliktregionen.

Natürlich stellt Religion in bewaffneten Konflikten aber nicht immer ein Problem dar, und religiöse Gruppierungen sind nicht immer als Konfliktparteien beteiligt. Die Frage, die sich der internationalen Gemeinschaft stellt und im Gremium diskutiert werden soll, ist, wie mit religiösen Führer*innen verhandelt werden kann und sollte – und ob dies zu langfristigem Frieden in der betroffenen Region beiträgt.

4. Hintergrund und Grundsätzliches

Friedenskonsolidierung (engl. Peacebuilding) beschreibt nach der Definition des Sicherheitsrats (SR) der Vereinten Nationen (UN) “Maßnahmen zur Bestimmung und Förderung von Strukturen, die geeignet sind, den Frieden zu festigen und zu konsolidieren, um das Wiederaufleben eines Konflikts zu verhindern.” (UN SR 1992, S. 6). Diese Maßnahmen werden unmittelbar nach der Beendigung eines gewaltsamen Konflikts eingesetzt. Es geht bei der Friedenskonsolidierung darum, einen Zustand in einem Land zu schaffen, der den Menschen mehr bietet als “keinen Krieg”, mehr als die Abwesenheit von Gewalt (UN 2010). Im Gegensatz zur Friedenssicherung ist das Ziel, den Konflikten langfristig und nachhaltig entgegenzuwirken. Ein Neu-Aufleben eines Konflikts soll verhindert werden. In der betroffenen Region sollen Stabilität und Sicherheit geschaffen werden, um die dem Krieg zugrunde liegenden Probleme zu behandeln (UN SR 1992, S. 16, Punkt 57.). Maßnahmen umfassen etwa die wirtschaftliche und soziale Entwicklung, aber auch das Lösen von kulturellen Streitigkeiten.

 

Hierbei kommt die Zusammenarbeit mit religiösen Akteur*innen ins Spiel. Religion ist lange nicht in allen Konflikten ein Streitpunkt (siehe z.B. die Drogenkonflikte in Südamerika, oder die Einschränkung der Presse- und Redefreiheit in Belarus). Und obwohl Religion in vielen in den Medien diskutierten Konflikten ein eigener Streitpunkt ist, verdeckt sie manchmal die eigentlichen Kernpunkte. Religion kann benutzt werden, um bestimmten Gruppen den Zugang zu Ressourcen wie Macht, Geld oder Chancen zu verwehren und um eine Rechtfertigung für ungerechtes Handeln zu bieten. Die Zusammenarbeit mit religiösen Akteur*innen kann dabei helfen, diese Grundspannungen zu identifizieren und zu adressieren.

 

Luc Reychler, Sozial- und Politikwissenschaftler und UNESCO-Chair für intellektuelle Solidarität und Friedenskonsolidierung, beschreibt die Rolle von Religionen in der Friedenskonsolidierung wie folgt: “Religionen tragen zur Friedenskonsolidierung bei, indem sie die Schwachen stärken, das moralisch-politische Klima beeinflussen, Kooperationen entwickeln und humanitäre Hilfe leisten.”.

Religiöse Akteur*innen prägen in der Gesellschaft einerseits Werte und Wahrnehmung von Menschen in verschiedenen Kulturen. Auf der anderen Seite nehmen religiöse Gruppen aber auch soziale Funktionen ein, weil sie Teil der lokalen Zivilgesellschaft sind.

Religiöse Akteur*innen können sich als Mediator*innen zwischen Konfliktparteien einsetzen oder Räume der Begegnung und konstruktiver Diskussion schaffen (z.B. in Nichtregierungsorganisationen (NGOs), Kirchenforen etc.). Außerdem können sie die Bevölkerung informieren, die Meinung von Bürger*innen sammeln und repräsentieren sowie Institutionen offen kritisieren (z.B. Bischöfe in Lateinamerika, welche sich in den 1960er-Jahren öffentlich gegen staatlich organisierte Folter einsetzten).

Die soziale Rolle von religiösen Einrichtungen bezieht sich zusammenfassend auf folgende Elemente:

  • Mobilisierung: Religiöse Akteur*innen bringen Menschen dazu, auf Basis gemeinsamer Werte und Ziele aktiv zu werden, sich für ein gemeinsames Ziel einzusetzen.
  • Sozialisierung: Sie bieten eine soziale Gemeinschaft und schaffen z.B. Bildungsangebote.
  • Integration: Sie binden alle Menschen ein und bieten auch Außenseitern einen Platz.
  • Substitution: Sie ersetzen politische Organisationen oder Parteien, wenn diese nicht für alle Menschen zugänglich sind. Menschen können sich in religiösen Einrichtungen austauschen, diskutieren oder sich für Themen einsetzen, die ihnen wichtig sind (z.B. Menschenrechte).

5. Aktuelles 

Die Umsetzung der Friedenskonsolidierung hat sich über die Jahre verändert. Der SR wurde seit der Gründung der UN 1945 bis zu den 1990er-Jahren beim Eingreifen von Konflikten oft durch Vetos einzelner Staaten in seiner Handlungsfähigkeit lahmgelegt. Im Jahr 1992 nahm sich der Rat mit der “Agenda für den Frieden” dann zum Ziel, Konflikte nicht mehr erst dann zu behandeln, wenn sie bereits existieren. Er wollte ein zentrales Instrument der Konfliktverhütung, Konfliktlösung und der Friedenserhaltung werden und nahm deshalb die Friedenskonsolidierung als zentrales Ziel auf.

Hierzu wurde 2006 die KFK (engl. Commission for Peacebuilding) gegründet. Sie ist ein beratendes UN-Organ und gibt damit Empfehlungen an den SR und die Generalversammlung (GV) weiter. Ihre Hauptaufgabe ist es, eine Plattform für an der Friedenskonsolidierung beteiligte Akteur*innen zu schaffen (z.B. Regierungen, UN-Organisationen, regionale Organisationen, Finanzinstitutionen und Geberländer, die Zivilgesellschaft). Sie soll die Maßnahmen der internationalen Gemeinschaft in Post-Konfliktländern bündeln. Detailliert beschäftigt sich die KFK aktuell mit den Ländern Burundi und Sierra Leone, Guinea-Bissau, der Zentralafrikanischen Republik, Liberia und Guinea. Sie arbeitet eng zusammen mit der Abteilung Politische Angelegenheiten (DPA)[1], und mit der Abteilung Friedenssicherungseinsätze (DPKO)[2] des UN-Generalsekretariats.

 

Bei der Friedenskonsolidierung gibt es einen Trend, vermehrt lokale Akteur*innen vor Ort einzubeziehen; sogenanntes “Community Peacebuilding” zu betreiben. Der Grund für die Einbindung ist das Bewusstsein, dass unterschiedliche Regionen unterschiedliche Bedürfnisse haben; So gibt es strukturelle (Stadt-Land), ethnische oder kulturelle Unterschiede zwischen Regionen. Die Menschen vor Ort sollen nicht mehr als passive Empfänger von Hilfe bei der Konfliktlösung wahrgenommen werden, sondern aktiv beteiligt werden, zum Beispiel durch das Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe. Nationale und lokale Anstrengungen müssen deshalb Hand in Hand gehen.

 

Religion ist kein Thema, welches die KFK explizit und eigenständig behandelt. Die Zusammenarbeit mit religiösen Akteur*innen wird im Kontext der Zusammenarbeit mit lokalen Akteur*innen genannt. Erfolge in diesem Bereich hat die UN in einer Studie von 2010 beschrieben. Auch das Peacebuilding Support Office beschreibt in einem Reflexionspapier zur Reform des SR 2012 die Zusammenarbeit u.a. mit religiösen Führer*innen in Jamaika als sehr nützlich für die Identifizierung von Konfliktpunkten. In der Vergangenheit hat die KFK religiöse Akteur*innen zusammengebracht, indem sie beispielsweise im Sudan 2019 einen Friedensdialog organisierte, bei dem sich ein interreligiöses Forum bildete.

Auch andere UN-Organe wie das Flüchtlingshilfswerk UNHCR arbeiten mit religiösen Akteur*innen zusammen, wie etwa in Mali oder Papua-Neuguinea.

Außerhalb der UN gibt es bereits interreligiöse Einrichtungen, wie etwa die NGO “Religions for Peace” oder KAICIID.

6. Probleme und Lösungsansätze

Die Arbeit der KFK wird dadurch eingeschränkt, dass sie sich nur mit Ländern befassen kann, deren Zustimmung sie hat. Sie ist ein Unterorgan der GV und des SR, welches lediglich Empfehlungen abgibt und Akteure aus den Feldern Sicherheit und Entwicklung zusammenbringt.

Auch die Finanzierung von Friedensprozessen kann zur Herausforderung werden, da es eine hohe Unsicherheit in der Zeit nach einem bewaffneten Konflikt gibt und Investitionen in dieser Zeit essentiell, aber riskant sind. Hierfür wurde 2006 der Peacebuilding Fund gegründet, welcher etwa Friedensverhandlungen, wirtschaftliche Hilfen oder den Wiederaufbau administrativer Angebote finanziell fördert. Allerdings wurde dieser Fund eingerichtet, um Missionen unmittelbar nach der Beendigung eines Konflikts zu finanzieren. Seine Mittel reichen nicht zur langfristigen Friedenssicherung aus. Erfahrungen haben jedoch gezeigt, dass effektive Friedenskonsolidierung viel Zeit und langfristige Missionen erfordert.

Ein weiteres Problem ist der hohe Koordinationsaufwand der verschiedenen Beteiligten.

Die UN ist sich darüber hinaus bewusst, dass Aktivitäten im Friedensprozess klar kommuniziert werden müssen. Besonders bei der Zusammenarbeit mit verschiedenen Akteur*innen können sich etwa Parallelstrukturen zur Politik entwickeln, welche die staatlichen Kapazitäten untergraben und von der nationalen Regierung als eine Methode wahrgenommen werden können, ihre Macht und Möglichkeiten einzuschränken. Lokale Akteur*innen müssen deshalb strategisch ausgewählt werden, damit sie zu einem breiteren Kontext der Friedenskonsolidierung beitragen.

 

Über die Architektur und Organisationsweise der UN hinaus, stellen sich in der Friedenskonsolidierung folgende inhaltliche Herausforderungen:

  • Das Verhältnis zwischen den ehemaligen Konfliktparteien kann durch verfestigte Feindbilder und Vorurteile bestimmt werden (z.B. unterschiedliche religiöse Gruppen).
  • In der öffentlichen Meinung und in der politischen Auseinandersetzung können Hardliner, die jegliche Verständigung mit der anderen Seite ablehnen, einen großen, zum Teil dominierenden Einfluss haben.
  • Die Angehörigen der ehemaligen Konfliktparteien können sich aus dem Weg gehen und in Parallelwelten leben, z.B. in ihren eigenen Stadtvierteln, Dörfern und Landesteilen.
  • Es können Symbole, Rituale und Mythen der Ausgrenzung, Stigmatisierung und der Gewalt verwendet werden, die immer wieder Anlässe für Konfrontation schaffen und eine konstruktive Begegnung verhindern.
  • Es kann kollektiv geteilte Traumata, Opfer- oder Siegeserfahrungen geben, die schnell Emotionen und Vorurteile hervorrufen können; sie können von unverantwortlichen Eliten jederzeit für ihre Ziele benutzt werden (z.B. die Niederlage im Ersten Weltkrieg und das daraus entstandene Opferbild für Angehörige rechtsextremer Gruppen in Deutschland).

 

Trotz, oder gerade aufgrund dieser Herausforderungen gibt es innerhalb der UN Reformbemühungen. So hat das UN Peacebuilding Office 2020 einen Reflexionsbericht zur Architektur der Friedenskonsolidierung veröffentlicht. Die UN nimmt sich darin vor, in Zukunft die konkreten Bedingungen der Bürger*innen vor Ort noch mehr einzubeziehen, sowie mehr Friedenspartnerschaften, z.B. mit regionalen Organisationen, zu schließen (Schrader 2019). Auch wenn hierbei nicht gesondert auf religiöse Akteur*innen eingegangen wird, ist davon auszugehen, dass diese mit eingeschlossen sind.

7. Hinweise zur Recherche

Bei der Recherche ergibt es Sinn, sich zuerst darüber zu informieren, ob das Land, das Sie als Delegierte*r vertreten, Dialog mit religiösen Akteur*innen pflegt. Darüber können Sie die allgemeine politische Meinung zur Zusammenarbeit mit religiösen Akteur*innen herausfinden. Für Deutschland siehe die Seite des Außenministeriums: https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/themen/kulturdialog/religion-aussenpolitik/212814.

Eine andere Herangehensweise ist es, die Relevanz von religiösen Konflikten in “Ihrem” Land herauszufinden (direkt betroffen/ indirekt durch Nachbarland?). Wenn ja, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass dieses Thema bereits auf der politischen Agenda steht und im Parlament, von Ministerien o.Ä. diskutiert wurde. Für erste Informationen hierzu siehe Wikipedia oder die Seite des Auswärtigen Amtes mit der Suche nach Ihrem Land (auf Deutsch): https://www.auswaertiges-amt.de/de/ReiseUndSicherheit/reise-und-sicherheitshinweise 

Um bereits bestehende Aktivitäten Ihres Landes in der Friedenskonsolidierung ausfindig zu machen, kann die Suche nach “Community/Local Peacebuilding” (englische Ergebnisse) oder “Friedenskonsolidierung” (deutsche Ergebnisse) mit Ihrem Land hilfreich sein. Die Zusammenarbeit der UN mit lokalen Akteur*innen in Konfliktregionen, darunter auch mit religiösen Akteur*innen, wird von Odendaal am Beispiel von 8 Ländern ausführlich betrachtet (s. Quellen: Odendaal 2010).

 

Allgemein können Sie auf offiziellen Regierungsseiten etwa nach Positionspapieren, Debattenbeiträgen im Parlament oder Ausschüssen, oder nach Pressemitteilungen zum Thema recherchieren.

Falls Sie in wissenschaftlichen Texten (vor allem auf Englisch) nachschlagen wollen, ist Google Scholar empfehlenswert (www.scholar.google.de).

Allgemein ist es beim Suchen von Informationen in Texten empfehlenswert, die Überschriften und eventuelle “Abstracts”, Zusammenfassungen oder Unterüberschriften zuerst zu überfliegen, um die Kernbotschaft eines Textes oder Artikels schnell heraus zu finden und zu schauen, ob der Text Ihr Thema anspricht.

8. Lexikon

 

Friedenskonsolidierung

Maßnahmen, um Konflikte nachhaltig zu lösen und damit den Frieden langfristig zu sichern. Es soll verhindert werden, dass Konflikte wieder aufbrechen und so zu einem sicheren und stabilen Land beitragen.

Humanitarian aid (= humanitäre Hilfe)

Auf die Linderung menschlicher Not ausgerichtet (z. B. Rettungsmaßnahmen, Erstversorgung, Medizinische Versorgung, Sicherstellung von Trinkwasser, Verteilung von Nahrungsmitteln, Decken etc., Verteilung von Hilfsmitteln, ...).

Instrumentalisierung

Benutzen/ Missbrauchen für eigene Zwecke und Ziele (als Instrument zur Durchsetzung der eigenen Ziele).

Mediator*in

Neutrale*r Vermittler*in zur Lösung eines Konflikts.

IS (Islamischer Staat)

Radikal-islamistische Terrororganisation, u.a. in Syrien und dem Irak aktiv.

Post-Konfliktland

Land nachdem ein Konflikt zu Ende gegangen ist.

Stigmatisierung

Die Kennzeichnung eines deutlich sichtbaren, meist negativen Unterschieds, der durch die Kennzeichnung hervorgehoben wird (z.B. Armut, Obdachlosigkeit, Blindheit).

Taliban

Radikal-islamistische Terrororganisation, welche aktuell in Afghanistan die Macht übernommen hat und zeitweise auch in Pakistan die Macht an sich genommen hatte.

Zivilgesellschaft

Organisierte Bewegungen, Organisationen, und Einrichtungen sowie unorganisierte oder spontane kollektive Aktionen, die im öffentlichen Raum agieren.

Quelle: UN (Friedenskonsolidierung) / Duden / Wikipedia

9. Quellenangaben und weiterführende Links

Grundlagen zum Einlesen:

DGVN - Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen e.V., Kommission für Friedenskonsolidierung (KFK) (Deutsch), https://frieden-sichern.dgvn.de/friedenssicherung/organe/kommission-fuer-friedenskonsolidierung/ 

-> Knappe Zusammenfassung (½ Seite) zur Bedeutung, dem Aufbau und den Themen der Kommission für Friedenskonsolidierung.

 

Odendaal, Andries, UNDP (United Nations Development Program), An Architecture for Building Peace at the Local Level: A Comparative Study of Local Peace Committees, A Discussion Paper by Andries Odendaal, 2010, https://www.un.org/en/land-natural-resources-conflict/pdfs/UNDP_Local%20Peace%20Committees_2011.pdf (Englisch) -> Studie des Entwicklungsprogramms der UN zur Wichtigkeit von lokaler Einbindung von Akteuren in der Friedenskonsolidierung. Fallstudien zu 8 Ländern (Nicaragua, Südafrika, Nordirland, Republik Mazedonien, Ghana Nepal, Sierra Leone), in denen Prozesse der Friedenskonsolidierung auf lokaler Ebene beschrieben werden (auch die Einbindung von religiösen Akteur*innen). Auf S. 6 (erster Stichpunkt) ist außerdem eine sehr gute Veranschaulichung des Zusammenspiels von lokalen und nationalen Faktoren in der Friedenskonsolidierung. Es wird als Zusammenspiel von Mond und Erde veranschaulicht.

 

PBI - Peace Building Initiative, Religion & Peacebuilding: Religion & Peacebuilding Processes, http://www.peacebuildinginitiative.org/index9aa2.html?pageId=1827http://www.religionconflictpeace.org/volume-1-issue-2-spring-2008/religion-and-peacebuilding (Englisch)

-> Grundlagen der Rolle von Religion in der Friedenssicherung. Die Absätze “Religion and conflict” und “Social functions traditionally performed by religious actors” sind sehr empfehlenswert.

 

Schrader, Lutz, Friedenskonsolidierung: Herausforderungen und Praxis, 28. Januar 2019,

https://www.bpb.de/internationales/weltweit/innerstaatliche-konflikte/54774/friedenskonsolidierung (Deutsch) -> Überblick über die Bedeutungsentwicklung der Friedenskonsolidierung in der UN, Nennung der Herausforderungen und Reformschritte.

 

UN 2020 - 2020 Review of the UN Peacebuilding Architecture, https://www.un.org/peacebuilding/content/2020-review-un-peacebuilding-architecture (Englisch) -> Zu den Reformen der UN beim Thema Friedenskonsolidierung.

 

UN 2010 - United Nations Peacebuilding Support Office, UN Peacebuilding: An Orientation, https://www.un.org/peacebuilding/sites/www.un.org.peacebuilding/files/documents/peacebuilding_orientation.pdf (Englisch)

-> Ein sehr empfehlenswerter Überblick über die Friedenskonsolidierung aus Sicht der UN (Definition, Entwicklung, Ziele, Maßnahmen, Finanzierung …). Im Anhang (Annex) kann man auf 3 Seiten die Entwicklung der Definition von Friedenskonsolidierung in der UN nachlesen. Auf den Seiten 16-22 (viele Fotos und Beispiele, die man überspringen kann) werden die Herausforderungen der UN bei der Friedenskonsolidierung beschrieben. Von Seite 36 bis 43 werden die Finanzierungsmöglichkeiten beschrieben.

 

United Nations Peacebuilding, https://www.un.org/peacebuilding/ (Englisch)

-> Webseite der Kommission für Friedenskonsolidierung.

 

Weiterführende Literatur/ Quellen:

Borchgrevink, Kaja, Peacebuilding in Afghanistan: the role of religious civil society, 5. September 2018, https://blogs.lse.ac.uk/religionglobalsociety/2018/09/peacebuilding-in-afghanistan-the-role-of-religious-civil-society/ (Englisch)

-> Die positive Wirkung von religiösen Akteur*innen in Konflikten am Beispiel von Afghanistan.

 

Fitz-Gerald, Ann M, United Nations Peacebuilding Support Office, SSR and Peacebuilding: Thematic Review of Security Sector Reform (SSR) to Peacebuilding in the Role of the Peacebuilding Fund, https://www.un.org/peacebuilding/sites/www.un.org.peacebuilding/files/documents/ssr2_web.pdf (Englisch) -> Nur für das Beispiel mit Jamaika unter “Aktuelles”.

 

Kaiciid, https://www.kaiciid.org/de/wer-wir-sind/%C3%BCber-uns (Deutsch) -> International aktive NGO, welche sich für interreligiösen Dialog einsetzt.

 

Little, David and Appleby, Scott, A Moment of Opportunity?, S. 1-24 ; In: Coward, Harold und Smith, Gordon S., Religion and Peacebuilding, SUNY Press, 01.02.2012, https://books.google.de/books?hl=de&lr=&id=NPg6YIpDNOgC&oi=fnd&pg=PP1&dq=religion+in+peacebuilding&ots=x8HkZ8FzeZ&sig=yg6ZkBlxPLLFTPSWRB3di9Bg1vE#v=onepage&q&f=false (Englisch) -> Die Punkte sind oben zusammengefasst. Die Autoren greifen auf den ersten Seiten Möglichkeiten der Mitwirkung von religiösen Akteur*innen in der Konfliktlösung auf. (Achtung Leseprobe, daher fehlen ein paar Seiten.)

 

McCandless, Erin, United Nations Peacebuilding Support Office, Peace Dividends and Beyond: Contributions of administrative and social services to Peacebuilding, https://www.un.org/peacebuilding/sites/www.un.org.peacebuilding/files/documents/peace_dividends.pdf (Englisch) -> Über die Wichtigkeit von administrativer und sozialer Unterstützung als Teil von Friedenskonsolidierung. Nur für ein Beispiel bei den Herausforderungen (Dezentralisierung).

 

McConnell, Lord Jack, Peacebuilding needs strong communities as well as strong institutions, https://www.peaceinsight.org/en/articles/peacebuilding-needs-strong-communities-as-well-as-strong-institutions/?location=&theme= (Englisch) -> Nur für einen Punkt genutzt (s. oben).

 

Reychler, Luc, Religion and Conflict, International Journal of Peace Studies

Vol. 2, No. 1 (S. 19-38), Januar 1997, https://www.gmu.edu/programs/icar/ijps/vol2_1/Reyschler.htm (Englisch) -> Nur für ein Zitat der Wirkung von Religion bei der Friedenskonsolidierung genutzt.

 

RPF - Religions for Peace, https://www.rfp.org/who-we-are/ (Englisch) -> International aktive NGO, welche sich für interreligiösen Dialog einsetzt.

 

UN 2021 - United Nations Commission for Peacebuilding, Provisional annual workplan of the Peacebuilding Commission 2021, https://www.un.org/peacebuilding/sites/www.un.org.peacebuilding/files/provisional_pow_2021_-_draft_3.pdf (Englisch) -> Vorgehensweise der KFK für das Jahr 2021.

 

UN 2019 - United Nations Peacekeeping, Inter-religious committee established to help resolve intercommunal conflicts in Greater Jonglei, 24. Juli 2019, https://peacekeeping.un.org/en/inter-religious-committee-established-to-help-resolve-intercommunal-conflicts-greater-jonglei (Englisch) -> Beispiel der Arbeit der KFK im Sudan mit der Gründung eines interreligiösen Forums.

 

UN o.J. - https://www.un.org/peacebuilding/policy-issues-and-partnerships/policy/lessons-learned (Englisch) -> Übersicht über die Reflexionsberichte zur Friedenskonsolidierung (Verlinkungen zu UN 2012a und 2012b).

 

UN SR 2020 - United Nations General Assembly Security Council, Peacebuilding and sustaining peace, Report of the Secretary-General, https://reliefweb.int/sites/reliefweb.int/files/resources/sg_report_on_peacebuilding_and_sustaining_peace.a.74.976-s.2020.773.200904.e_4.pdf (Englisch) -> Rückblick auf die Architektur der Friedenskonsolidierung der UN.

 

UN SR 1992 - United Nations Generalversammlung Sicherheitsrat, A/47/277 S/24111 Agenda für den Frieden, 17. Juni 1992, https://www.un.org/depts/german/friesi/afried/a47277-s24111.pdf (Deutsch)

-> Die Agenda für den Frieden im Original zum Nachlesen der Definitionen, Maßnahmen und Ziele. Der Unterschied der Friedenskonsolidierung zur Friedenssicherung wird erklärt (Absatz II, 20.; Absatz VI, 55.-57.). Gibt einen tieferen Einblick in die Hintergründe aus Sicht des SR.

 

UN SR - Friedenskonsolidierung,

https://www.un.org/depts/german/sr/sr_them/friedenskonsolidierung.htm (Deutsch)

-> Zeitlicher Überblick und Verlinkung von allen verabschiedeten Resolutionen des Sicherheitsrats zur Friedenskonsolidierung.

 

Stand: 29.09.2021
Autorin: Alena Wallmersperger
Korrektur: Frederik Schissler

 

 

 

[1] Die DPA ist für die Konfliktvermittlung, der Verwaltung und Durchführung von Politischen Missionen, und damit für die Unterstützung von Regierungen zuständig. (https://frieden-sichern.dgvn.de/friedenssicherung/organe/un-sekretariat-dpa/)

[2] Diese Abteilung ist für die Administration zuständig, und leitet die Friedensmissionen der Truppen (der “Blauhelme”), koordiniert die Einsatzplanung und entwickelt Strategien. (https://frieden-sichern.dgvn.de/friedenssicherung/organe/un-sekretariat-dpko/)

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