forum Auswirkungen von Uranabbau, -nutzung und -lagerung auf indigene Bevölkerungen

Einführung in das Thema

Kursiv geschriebene Wörter werden am Ende des Textes im Lexikon erklärt.

1. Kurzzusammenfassung

Als die erste Atombombe (genannt “Trinity”, zu deutsch Dreieinigkeit) im Rahmen eines Tests der US-Army in Los Alamos gezündet wurde, waren hunderte Wissenschaftler*innen anwesend. Doch bevor der Ort zum Testgelände wurde, wohnten dort verschiedene indigene Bevölkerungen (u.a. pueblo communities und die Mescalero Apache). Das Material für die erste Atombombe kam aus Hanford, dem Gebiet der Wanapum und andere indigener Bevölkerungen, die für den Abbau und Tests vertrieben wurden. Auch die Lagerung radioaktiver Abfälle betrifft indigene Bevölkerungen. So sollen radioaktive Überreste im Yucca Berg eingelagert werden; ein Ort, der für die indigenen Bevölkerungen der Western Shoshone und Southern Paiute heilig ist.

Weltweit sind indigene Bevölkerungen überdurchschnittlich von Uranabbau,- nutzung und -lagerung betroffen. Die UN schätzen, dass 70% der weltweiten Uranvorkommen auf den Gebieten indigener Bevölkerungen liegen, genauso, wie die Mehrheit der Endlagerung dort geplant sind.

Das ist kein Zufall. Indigene Bevölkerungen sind häufig in Konflikten mit den Regierungen, auf deren Gebieten sie leben. Häufig wurden sie jahrhundertelang unterdrückt, ihre Rechte bis heute nicht anerkannt und eingehalten. Außerdem bewohnen sie oft Gebiete, die nicht leicht zugänglich und weit von Großstädten entfernt sind – der perfekte Ort also, um außerhalb der Sichtweite der Bevölkerung hochgefährliche Abfälle zu lagern.

Die IAEO soll sich diesem Themenkomplex widmen und dabei die folgenden Punkte zur Diskussion in den Blick nehmen:

2. Punkte zur Diskussion

(Informationen zu den Fragen finden Sie unten im Text, unter “Probleme und Lösungsansätze”).

  • Wie kann dafür gesorgt werden, dass die Rechte indigener Bevölkerungen bei Uranabbau und Endlagerung heute eingehalten werden? (erster Problemblock)
  • Wie kann indigenen Bevölkerungen der Zugang zu Rechtssprechungs- und Streitbeilegungsorganen erleichtert werden? (erster Problemblock)
  • Wie kann vergangenes Unrecht, insbesondere im Bereich von Uranabbau und Atomwaffentests, kompensiert werden? Welche Rolle können Entschuldigungen und Reparationen spielen? Sollten mehr finanzielle Mittel für Gruppen bereitgestellt werden, die sich für Wiedergutmachung einsetzen? Wenn ja, wie? (zweiter Problemblock)
  • Wie kann das Thema mehr Aufmerksamkeit auf internationaler Staatenebene bekommen? Welche Rolle kann die IAEO selbst spielen, welche die Vereinten Nationen mit ihren Gremien? (dritter Problemblock)
  • Wie kann mehr Aufmerksamkeit in der Weltbevölkerung auf das Thema gelenkt werden? Welche Maßnahmen kann die IAEO selbst treffen, welche die Mitgliedstaaten? (vierter Problemblock)

3. Einleitung

Der Film “Oppenheimer” stellt zumindest in Teilen dar, was die Staatengemeinschaft bisher eher unter den Tisch fallen lässt: Nuklearwaffentests hatten starke, negative Auswirkungen auf indigene Bevölkerungen. Sie wurden vertrieben, ihre Lebensräume zerstört und auf Jahrtausende verseucht, sie selbst völlig entrechtet. Das gleiche gilt für den Uranabbau und die Endlagerung von radioaktiven Überresten aus der zivilen (insbesondere in der Medizin) und militärischen Nutzung von Uran. Mit den Folgen davon soll sich die IAEO beschäftigen. Dabei muss sie klären: Welche Rechte haben indigene Bevölkerungen? Welche Verantwortung haben die Staaten der IAEO, die Lage zu verbessern? Und: Wie kann die Lage verbessert werden?

4. Hintergrund und Grundsätzliches

Die Vereinten Nationen schätzen, dass weltweit in über 70 Ländern über 370 Millionen indigene Völker leben. Sie haben eigene soziale, kulturelle, wirtschaftliche oder politische Eigenschaften, die sie von der jeweiligen Mehrheit der Gesellschaft abheben. Es gibt keine einheitliche Definition von indigenen Bevölkerungen. Indigene Bevölkerungen können sich vielmehr selbst als solche definieren. Wichtig ist, dass sie ein Land oder eine Region bewohnt haben, bevor Menschen anderer Kulturen oder Herkünfte auf dieses Land kamen. Diese anderen Gruppen sind durch Eroberung, Besetzung oder Besiedlung zur dominanten Gruppe in dem Gebiet geworden. Wichtig ist auch, dass indigene Bevölkerungen eine starke Verbindung zu dem Land haben, auf dem sie wohnen. Die Gebiete indigener Bevölkerungen haben häufig einen quasi-staatlichen Charakter – im Idealfall eine Art “Staat in einem Staat”, der eigene Rechte sowie politische und wirtschaftliche Systeme hat.

Die Beziehungen von Staaten und indigenen Bevölkerungen, die auf ihren Gebieten wohnen, sind häufig schwierig. Meistens sind sie gekennzeichnet von einer Geschichte von Unterdrückung und Marginalisierung. Beispiele dafür sind die sog. “Residential Schools” in Kanada oder auch die andauernden Konflikte zwischen dem brasilianischen Staat und den indigenen Bevölkerungen, die im Amazonas leben. Die Rechte indigener Bevölkerungen werden daher auch selten in den Verfassungen der jeweiligen Staaten geschützt. Es gibt jedoch auf internationaler Ebene zwei wichtige Abkommen zum Schutz ihrer Rechte: Die UN-Declaration on the Rights of Indigenous Peoples (UNDRIP, deutsch: Deklaration der Rechte indigener Völker) und die ILO (International Labor Organisation, Internationale Arbeitsorganisation) Declaration on the Rights of Indigenous and Tribal Peoples in Independent Countries (no. 196, deutsch: Übereinkommen über eingeborene und in Stämmen lebende Völker in unabhängigen Ländern). Zentrale Rechte, die aus diesen Abkommen hervorgehen, sind die Rechte auf Konsultation und Teilhabe sowie das Recht auf freie, vorherige und informierte Zustimmung.

Wie in der Einleitung beschrieben, sind indigene Bevölkerungen von Auswirkungen des gesamten sog. “Nuclear fuel cycles” auf ihren Gebieten betroffen. Der nukleare Kreislauf – oder auch Brennstoffkreislauf – bezeichnet alle Prozesse, die mit der Versorgung durch nukleare Brennstoffe und deren Entsorgung zusammenhängen. Vereinfacht gehören dazu der Uranabbau, die zivile und militärische Nutzung des Urans (bspw. in Medizin und Nuklearwaffen), die Wiederaufbereitung von wiederverwertbaren Spaltstoffen, sowie die Entsorgung und Endlagerung von radioaktiven Abfällen und anderen kontaminierten Bestandteilen. Der Uranabbau betrifft überdurchschnittlich indigene Gebiete: 70% der weltweiten Uranvorkommen liegen auf indigenen Gebieten. Dies hat unmittelbare Auswirkungen auf Umwelt und Ökosysteme, mit denen indigene Bevölkerungen oft enge Verbindungen haben. Dies ist dann besonders problematisch, wenn es zu Unfällen beim Abbau kommt und dabei bspw. für indigene Bevölkerungen wichtige Flüsse betroffen sind. Neben den direkten Auswirkungen auf die Trinkwasserversorgung und Nahrungsmittelproduktion haben diese Flüsse häufig einen spirituellen Wert für indigene Bevölkerungen. Zudem wird nach Ende des Uranabbaus selten darauf geachtet, dass die Abbaugebiete wiederhergestellt werden.

Im Bereich der Nutzung von Atomenergie betreffen negative Auswirkungen vor allem den Bereich der Nuklearwaffentests. Bereits die ersten Tests fanden auf den Gebieten indigener Bevölkerungen statt. Diese wurden zwangsumgesiedelt und die Gebiete verseucht. Dies ist kein Einzelfall: Die Vereinigten Staaten testeten auch auf den Marshallinseln, genauso wurden Tests in Australien auf den Gebieten der Anangu durchgeführt sowie auf unzähligen weiteren Gebieten.

Zuletzt sind indigene Bevölkerungen auch stark von der Endlagerung nuklearer Abfälle betroffen – sowohl ziviler als auch militärischer. Für sie spirituell wichtige Gebiete werden so zerstört, ebenso wie ihre Lebensräume.

5. Aktuelles

Die oben beschriebenen Zusammenhänge zwischen der Nutzung nuklearen Materials und indigenen Bevölkerungen sind hochaktuell. Aktuell betreffen die Bemühungen indigener Bevölkerungen vor allem die Endlagerung radioaktiven Materials. So kämpfen beispielsweise die Tao in Taiwan seit Jahren gegen das Endlager auf ihrem Gebiet. Besonders stark betroffen sind die Barngarla in Australien: Nachdem in den 1960er Jahren auf ihren Gebieten Großbritannien Atomtests durchgeführt hatte, sollen dort nun Atomendlager entstehen.

Die Vereinten Nationen nehmen in dieser Thematik eher eine kleine Rolle ein. Auf Ebene der Staatengemeinschaft gibt es das Expertengremium für die Fragen Indigener Bevölkerungen. Dieses beschäftigt sich zwar mit den Rechten indigener Bevölkerungen, Diskussionen im Bereich nuklearen Materials gibt es aber selten. Selbst der Sonderberichterstatter für indigene Bevölkerungen des Menschenrechtsrats findet keine klaren Worte.

Diskussionen zu den Folgen für indigene Bevölkerungen sind - wie die Thematik insgesamt - auf internationaler Ebene stark aufgesplittert. Für die Regelung von Uranabbau sind die Staaten selbst zuständig. Atomwaffentests sind seit dem Test Ban Treaty (Vertrag über das umfassende Verbot von Atomtests) von 1996 verboten. Weitere wichtige Abkommen im Zusammenhang mit der Nutzung von Atomwaffen sind der Atomwaffensperrvertrag und der Atomwaffenverbotsvertrag. Die Folgen der Nutzung von Atomwaffen werden generell wenig besprochen - lediglich im Atomwaffenverbotsvertrag wird das Thema überhaupt allgemein angesprochen. Dies hängt vor allem damit zusammen, dass die Atommächte nicht bereit sind, für verursachte Schäden zu zahlen (sog. Reparationen). Atomwaffentests finden also nicht mehr statt - die Folgen der Tests für indigene Bevölkerungen werden allerdings kaum behandelt.

Für den Umgang mit nuklearem Abfall sind die Zuständigkeiten getrennt. Die IAEA ist lediglich zuständig für zivile Abfälle. Diesbezüglich gibt es teils Arbeitspapiere, die sich mit Auswirkungen auf indigene Bevölkerungen beschäftigen; politisch findet allerdings auch hier keine Debatte statt. Militärische Abfälle fallen unter die Zuständigkeit einzelner Staaten. Auch hier gibt es also weder Regelungen noch Diskussionen, auch nicht zu den Auswirkungen auf indigene Bevölkerungen.

Das Thema ist also auf internationaler Ebene unterrepräsentiert. Viele Regelungen können Staaten selbst treffen. Ob sie für oder gegen eine weitere Nutzung von nuklearem Material ziviler oder militärischer Art sind, hängt dann oft davon ab, ob sie zivil oder militärisch dieses Material nutzen. Dabei gibt es keine Staaten, die besondere Regelungen für indigene Bevölkerungen getroffen haben. Es gelten somit lediglich die Regelungen, die in den internationalen Abkommen der UN und der ILO festgelegt sind - sofern der Staat diese ratifiziert hat.

6. Probleme und Lösungsansätze

Die IAEO muss sich bei diesem Thema gleich mit grundlegenden Fragen beschäftigen, die hier zusammenkommen: Wie können die Rechte indigener Bevölkerungen eingehalten werden, die meist unterdrückt werden? Und wie kann das im besonders schwierigen Kontext nuklearen Materials geschehen, der häufig als zentral für die nationale Sicherheit angesehen wird? Im Folgenden werden die vier zentralen Probleme und Lösungsansätze dargestellt.

Erstens: Die Rechte indigener Bevölkerungen, die vor allem in Resolution 169 der ILO festgehalten sind, werden häufig nicht eingehalten. Darunter fallen insbesondere die Rechte auf freie, vorherige und informierte Zustimmung und die auf verpflichtende Konsultation und Teilhabemöglichkeiten. Regierungen müssen in Zukunft stärker in die Verantwortung gezogen werden, die Rechte einzuhalten - oder dies von dort handelnden (internationalen) Unternehmen einzufordern. Dafür müssten zunächst alle Staaten das Abkommen unterzeichnen und ratifizieren - und dann in ihr nationales Recht übernehmen. Dies könnte die IAEO fordern. Auch könnte sie vorschlagen, dass Staaten nationale Beschwerdemechanismen einrichten, auf deren Grundlage Schiedsgerichte oder andere nationale Gerichte beauftragt werden könnten, Fälle von Nichteinhaltung der Rechte zu behandeln. Nicht zuletzt kann die IAEO in Zusammenarbeit mit beispielsweise der UN eigene Sicherheitsstandards für den Umgang mit nuklearem Material entwerfen, die dann von Staaten umgesetzt werden. Die Erarbeitung solcher Standards könnten die Delegierten für den Umgang mit indigenen Bevölkerungen und ihren Rechten beauftragen.

Zentral ist hier auch das Recht indigener Bevölkerungen auf die Nutzung ihres Landes. Häufig gehen Besitzansprüche indigener Bevölkerungen über Jahrhunderte oder länger zurück und widersprechen denen der Regierungen. Um diese Rechtsstreitigkeiten anzukämpfen, müssen Gerichte zugänglicher gemacht werden - beispielsweise, indem dort auch indigene Sprachen genutzt werden können. Gleichzeitig müssen auch Mechanismen geschaffen werden, um Verdienstausfälle und hohe Gerichtskosten zu kompensieren. Im Bereich der Nutzung muss dann auch die Verschiedenheit von indigenen Bevölkerungen berücksichtigt werden: Während viele sich gegen Uranabbau und Endlagerung auf ihrem Gebiet zur Wehr setzen, wollen manche diese aus wirtschaftlichen Gründen auf ihren Gebieten ansiedeln.

Zweitens: In der Vergangenheit wie heute wurde bzw. wird indigenen Bevölkerungen im Rahmen der Nutzung von nuklearem Material Unrecht angetan, insbesondere durch Atomtests. Indigene Bevölkerungen und viele Nichtregierungsorganisationen wie ICAN oder Greenpeace International fordern daher Reparationen - also Entschädigungszahlungen. Eng verbunden damit sind offizielle Entschuldigungen, die bisher die wenigsten Staaten ausgesprochen haben. All diese Maßnahmen könnte die IAEO empfehlen. Zudem könnte sie Mittel bereitstellen, mit denen Nicht-Nuklearstaaten und indigene Bevölkerungen sowie NGOs sich für diese Reparationszahlungen und Entschuldigen einsetzen können (via Lobbying, Öffentlichkeitsarbeit etc.). Dies könnte sie ihrem Board of Directors empfehlen, das für finanzielle Fragen zuständig ist.

Drittens: Wie der Text zeigt, gibt es bisher keine übergeordnete Behandlung des Themas auf Staatsebene. Die IAEO könnte (per Aufforderung an das Board of Directors) eine Expert*innengruppe zur Thematik bilden und dort Staatenvertreter*innen sowie Vertreter*innen von indigenen Bevölkerungen zusammenholen. Auch könnte sie dem Generalsekretär der Vereinten Nationen empfehlen, eine Arbeitsgruppe zum Thema einzurichten. Auch könnte sie dem UN-Menschenrechtsrat empfehlen, die Aufgaben des Sonderberichterstatters zu den Rechten indigener Bevölkerungen auf den nuklearen Bereich explizit zu erweitern oder eine*n weitere*n Sonderberichterstatter*in zu den Folgen von Nukleartests, Uranabbau und Endlagerung auf die Rechte unterdrückter Gruppierungen einzusetzen. Auch sollten die Staaten überlegen, ob die Einbindung des Themas - wie zuletzt im Atomwaffensperrvertrag angerissen - in andere internationale Abkommen oder die Schaffung neuer Abkommen empfohlen werden sollte.

Viertens: Nicht zuletzt gibt es Probleme in der Vernetzung indigener Bevölkerungen und der Aufklärung der Öffentlichkeit über dieses Thema. Hier könnte die IAEO selbst Maßnahmen im Bereich ihrer Öffentlichkeitsarbeit treffen und das Thema stärker behandeln. Sie könnte beispielsweise selbst Forschung zur Thematik beauftragen oder auf das Thema auf ihren Plattformen aufmerksam machen - sofern die Mehrheit ihrer Mitglieder dafür ist.

7. Hinweise zur Recherche

Informationen zu den Staatenpositionen sind mitunter schwierig auffindbar. Ihre Position können Sie wahrscheinlich am besten finden, indem Sie die folgenden Fragen für sich beantworten:

  • Besitzt Ihr Staat Atomwaffen oder nutzt er Atomenergie?
  • Werden auf seinen Gebieten Uran abgebaut oder wurden Testungen durchgeführt?
  • Hat er den Atomwaffenverbotsvertrag (nicht Atomwaffensperrvertrag) unterzeichnet?
  • Bei nuklear-nutzenden Staaten: Wie geht der Staat mit seiner Vergangenheit um? Ist er bspw. für Kompensationen?
  • Hat der Staat indigene Bevölkerungen auf seinem Territorium? Haben diese (umfangreiche) Rechte, werden sie unterdrückt? Wie viele Rechte steht der Staat allgemein indigenen Bevölkerungen weltweit zu? Hat er entsprechende Abkommen unterzeichnet?

Aus den Antworten können Sie dann die grobe Position Ihres Staates ableiten. Seien Sie im Zweifel kreativ, wenn es um die Beantwortung der Fragen / Punkte zur Diskussion geht!

 

Lexikon

Atommächte: Staaten, die über einsatzbereite Atomwaffen verfügen. Es gibt offizielle Atommächte (China, Frankreich, Großbritannien, Russland, USA) und inoffizielle Atommächte (Indien, Pakistan, Israel, Nordkorea). Erstere werden im Atomwaffensperrvertrag definiert; letztere haben danach Atomwaffen bekommen und können sie de facto einsetzen. Darüber hinaus gibt es Staaten, die Atomwaffen abgerüstet (z.B. Südafrika) oder Programme zur Erlangung von Atomwaffen eingestellt haben (z.B. Ägypten, Algerien, Australien, Schweden, Schweiz) oder Staaten, die wahrscheinlich versuchen, einsetzbare Atomwaffen zu produzieren (z.B. Iran, Saudi-Arabien).

Anangu: Indigene Bevölkerung, die in der Western Desert Region im Südwesten Australien lebt.

Barngarla: Indigene Bevölkerung Australiens.

Endlagerung: Da nukleares Material nach seiner Nutzung noch über Jahrmillionen radioaktiv strahlt und damit gesundheitsschädlich ist, muss es besonders geschützt gelagert werden, bis es nicht mehr gefährlich ist. Die Findung von Endlagern ist schwierig: Es müssen Orte gefunden werden, die auch in Zukunft stabil sind. Gleichzeitig muss die Information auch für kommende Generationen zugänglich sein, dass dort gefährliches Material lagert.

Expertengremium für die Fragen Indigener Bevölkerungen: Unterausschuss des Menschenrechtsrat, der sich mit Rechten indigener Bevölkerungen beschäftigt.

Indigene Bevölkerungen: Es gibt keine einheitliche Definition von indigenen Bevölkerungen. Indigene Bevölkerungen können sich vielmehr selbst als solche definieren. Wichtig ist, dass sie ein Land oder eine Region bewohnt haben, bevor Menschen anderer Kulturen oder Herkünfte auf dieses Land kamen. Diese anderen Gruppen sind durch Eroberung, Besetzung oder Besiedlung zur dominanten Gruppe in dem Gebiet geworden. Wichtig ist auch, dass indigene Bevölkerungen eine starke Verbindung zu dem Land haben, auf dem sie wohnen.

Marginalisierung: Marginalisierte Gruppen sind häufig Minderheiten, die von der Mehrheit unterdrückt werden. Darunter fallen Indigene Bevölkerungen, Menschen mit Behinderungen, rassifizierte Gruppen, LGBTQI+ Personen sowie häufig Frauen.

Marshallinseln: Ein Staat im mittleren Ozeanien. Ehemals unter US-amerikanischer Kolonialherrschaft und noch immer unter besonderem “Schutz” der USA, fanden dort ein Großteil der US-amerikanischen Atomtests statt - von denen viele negative Auswirkungen auf die Gebiete hatten, insbesondere auf das Bikini-Atoll. Der Staat kämpft bis heute um Entschädigung und gegen Atomwaffen.

Mescalero Apache: Stammesgruppe der Apachen im Südwesten der USA und Nordosten Mexikos.

Pueblo Communities: Indigene Völker Nordamerikas, die in Pueblos, also Dörfern, leben.

Rassifizierung: Die Zuordnung von Menschen in Gruppen auf Basis ihrer Hautfarbe oder race. Da diese Unterschiede nicht aufgrund von tatsächlich, bspw. biologisch, existierenden Unterschieden geschieht, soll der Begriff der Rassifizierung deutlich machen, dass es um einen Prozess der Konstruierung bestimmter Identitäten geht.

Ratifizierung: Abkommen müssen von Staaten erst unterzeichnet und dann ratifiziert werden. Ratifizierung bedeutet, dass die Inhalte des Abkommens ins innerstaatliche Rechtssystem übernommen werden und dann dort auch gelten. Dafür reicht häufig eine Unterzeichnung alleine nicht aus.

Recht auf Konsultation und Teilhabe und Recht auf freie, vorherige und informierte Zustimmung: Schutzmaßnahmen zur Wahrung der Rechte indigener Völker, nach denen indigene Bevölkerung vor der Tätigung einer Maßnahme (bspw. eines Staudammbaus) befragt werden müssen, sie die Möglichkeit zur Einflussnahme auf die Entscheidung haben (bspw. durch ein Stimmrecht/Vetorecht) und vor ihrer Zustimmung über die Folgen informiert werden müssen und frei dafür oder dagegen entscheiden dürfen.

Reparationen: Wiedergutmachung bzw. Entschädigung, häufig über finanzielle Mittel.

Residential Schools: Schulsystem Kanadas, das im 19. und 20. Jahrhundert betrieben wurde. Dafür wurden Kinder indigener Bevölkerungen verpflichtend in Internate gesteckt, um sie vom Einfluss der indigenen Bevölkerungen fernzuhalten und stattdessen sie der Mehrheitskultur anzuschließen. Sie durften beispielsweise nur Englisch oder Französisch sprechen. Es kam zu unzähligen Übergriffen und Misshandlungen.

Southern Paiute: Indigene Bevölkerung aus Südnevada, USA.

Tao: Indigene Bevölkerung aus Taiwan.

Wanapum: indigene Bevölkerung im heutigen US-Bundesstaat Washington.

Western Shoshone: Stamm der Shoshone aus dem Westen der USA.

Wiederaufbereitung: Nutzung von radioaktivem Spaltmaterial, um daraus wieder neue Energie zu generieren.

Zivil: nicht-militärisch

Quellenangaben und weiterführende Links

Sarah Collard, Donna Lu, Spectre of Maralinga hangs over Aukus nuclear waste for Indigenous communities, 2023, https://www.theguardian.com/australia-news/2023/mar/19/spectre-of-maralinga-hangs-over-aukus-nuclear-waste-for-indigenous-communities, Artikel über britische Atomtests in Australien (Englisch)

Hallie Golden, Nuclear waste ravaged their land. The Yakama Nation is on a quest to rescue it, 2022, https://www.theguardian.com/world/2022/aug/20/yakama-nation-nuclear-waste-cleanup, Artikel des Guardian über nukleare Abfälle im Yakama Nation Reservat (Englisch)

Internationale Arbeitsorganisation, Resolution 169 (Indigenous and Tribal Peoples Convention), 1989, https://www.ilo.org/dyn/normlex/en/f?p=NORMLEXPUB:12100:0::NO::P12100_ILO_CODE:C169, Rechte indigener Bevölkerungen laut internationaler Arbeitsorganisation (Englisch)

Buu V. Nguyen, The Navajo Suffered From Nuclear Testing. 'Oppenheimer' Doesn't Tell Our Story, 2023, https://www.bunkhistory.org/resources/the-navajo-suffered-from-nuclear-testing-oppenheimer-doesnt-tell-our-story, Artikel über Atomtests auf den Gebieten der Navajo (Englisch)

Amy Qin, Amy Chang Chien, How a nuclear Dump in Taiwan Created a Generation of Activists, 2023, https://www.nytimes.com/2023/01/05/world/asia/lanyu-taiwan-nuclear-waste.html, Artikel der New York Times über nukleare Abfälle in Taiwan und Proteste dagegen (Englisch)

Vereinte Nationen, Erklärung über die Rechte indigener Bevölkerungen, 2007, https://www.un.org/development/desa/indigenouspeoples/wp-content/uploads/sites/19/2018/11/UNDRIP_E_web.pdf, erklärt die Rechte, die indigene Bevölkerungen im UN-System haben (Englisch)

-, Nuklearer Neokolonialismus, https://www.atomwaffena-z.info/geschichte/atomwaffentests/nuklearer-neokolonialismus, Überblick über Probleme bei Atomtests und Uranabbau (Deutsch)

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